«Chur Offa» geht in die zweite Runde
«Chur Offa» geht in die zweite Runde. Wie happy seid ihr vom Organisationskomitee, dass eine Durchführung möglich ist?
Wir sind insofern sehr glücklich darüber, welche positive Resonanz Chur Offa II schon vor dem Start bekommen hat. Chur Offa I wurde letztes Jahr lanciert, weil coronabedingt sehr viele Veranstaltungen abgesagt wurden. Obwohl wir in der Pandemie heute an einem ganz anderen Ort stehen als im Sommer 2020 sind die Hürden für Grossveranstaltungen immer noch sehr hoch und die Planung von solch grossen Events sind an eine lange Planungphase gebunden. Da kommt ein Event wie Chur Offa wie gelegen – eine Woche tagsüber voller qulturellen Veranstaltungen auf Churers Strassen und Plätze.
Wie offen ist Chur gegenüber solchen Veranstaltungen?
Von offizieller Seite her werden wir dieses Jahr sehr gut unterstützt, was uns extrem freut. Wir sind extrem glücklich darüber, dass die Stadt Chur dieses Jahr den Betrag welche sonst für das Feuerwerk gesprochen wird, Chur Offa – also den Künster:innen zu Gute kommt. Der Kontakt mit der Stadtpolizei verläuft ebenfalls auf einer sehr guten Ebene, dies ist insbesondere wichtig, was die Bewilligungen betrifft.
Gleichzeitig bekommen wir auch von sehr vielen Personen positive Feedbacks und wir hoffen und denken, dass die über 40 kleinen Veranstaltungen auch Publikum anziehen. Und schliesslich sind sehr viele Qulturschaffende froh darüber, dass wir diese unkomplizierte Plattform anbieten.
Im Dezember hast du mit einigen anderen Qulturbegeisterten einen Adventskalender auf die Beine gestellt. Entwickelt sich da langsam eine Bewegung für mehr Qultur in Chur?
Vieles hat sich aus der Situation heraus ergeben, viele Qulturinteressierte und Qulturschaffende möchten etwas bewirken und zeigen Initiative. Wichtig sind bei solchen Events natürlich die Zusammenstellung der OK’s und das verlief sehr unkompliziert, das freut mich sehr. Unser Dreierteam funktioniert sehr gut. Ein Vorteil von Chur Offa ist ja auch, dass wir keine grosse Infrastruktur brauchen und das passt halt in die aktuelle Situation, beim digitalen Adventskalender war dies ähnlich. In Chur gibt es viele Initiativen in qultureller Hinsicht. Deshalb ist es uns auch wichtig zusammen und nicht gegeneinander zu arbeiten, so haben wir bei Chur Offa II ja auch Zusammenarbeiten mit JazzChur und Polenta7000 am Start, so können abends auch diese Veranstaltungen besucht werden, was wir natürlich sehr empfehlen.
Vor ein paar Jahren kam die Stadt wegen dem Polizeigesetz ein wenig in Verruf. Inzwischen ist die Qultur kaum noch aufzuhalten. Wie hast du diesen Wandel erlebt?
Das restriktive Polizeigesetz war schon ein Dämpfer für das Nachtleben, allerdings habe ich bezüglich qulturellen Veranstaltungen nur vereinzelt Einschränkungen erlebt, am ärgerlichsten war die frühe Polizeistunde, ich kann mich an einige Konzerte in der Werkstatt erinnern, welche nur bis 22:00 Uhr erlaubt waren. Aus meiner subjektiven Sicht hat sich das Problem öfters darin gezeigt, dass sich einzelne Anwohner häufig bei der Polizei beschwert haben. Dies hat auch schon in anderen Städten zur Schliessung von Clubs geführt. Allerdings besteht auch ein berechtigtes Bedürfnis nach Ruhe, und hier gilt es beide Seiten abzuwägen. In der Regel können solche Probleme aber besser im Gespräch, statt mit einer Anzeige gelöst werden.
Wie wichtig ist es, dass auch in der Politik Menschen sitzen, die sich für die Kreativen stark machen?
Die Qultur hat tendenziell einen eher schwierigen Stand in der Politik, es fehlt schon an Vertretern, welche bei anderen Interessensgruppen vermehrt zu finden sind. Es gibt auch auf nationaler Ebene sehr wenige Politiker:innen welche mit der Qultur in Verbindung gesetzt werden. In gewissen qulturellen Sparten ist die Unterstützung grösser als bei Qultur und Kunst, welche vielleicht nicht dem Mainstream entspricht. Qultur ist halt ein sehr weiter Begriff und jede:r findet etwas anderes unterstützungswürdig. Gerade die Corona Pandemie hat auch gezeigt, wie wichtig Qultur ist: Filme, Literatur, Musik, Tanz, Architektur, bildende Kunst und so weiter sind sehr viel, was eine Gesellschaft ausmacht, zum Nachdenken anregt aber auch sehr gut unterhalten kann.
Das «Chur Offa» erinnert mich immer ein wenig an das «Buskers». Habt ihr euch schon mal überlegt mit denen zusammen zu spannen oder sind das doch zwei verschiedene Welten?
Sicher gibt es Überschneidungen, aber auch Unterschiede bei den beiden Formaten. Der Hauptunterschied liegt darin, dass wir als Organisatoren den Inhalt des Programmes nicht bestimmen. Chur Offa lebt davon, dass es keine Bewerbungen gibt, sondern die Künstler:innen sich über eine Anmeldeplattform dort einschreiben können, wo sie möchten. Ich denke, dass dies ziemlich einzigartig ist. Die Künstler:innen bestimmen durch ihre Mitwirkung das Programm. Interessant ist vielleicht, dass wir mit zwei bis drei Ausnahmen ausschliesslich Anmeldungen von Musiker:innen erhalten haben. Dies kann auch etwas an der Ausstrahlung der Organisatoren liegen, sind wir drei doch vor allem in der Musik aktiv, es zeigt aber auch auf, dass es ein grosses Bedürfnis ist vor Publikum aufzutreten und mit der Musik die Menschen zu erreichen und berühren.
Zur diesjährigen Ausgabe: Wie schnell ist es gegangen, dass ihr alle Plätze besetzt hattet?
Eigentlich wollten wir die Anmeldeplattform den ganzen Juli offen lassen, doch nach zehn Tagen waren alle Slots besetzt, das hat uns natürlich sehr gefreut, ist aber auch ein Vorteil um Werbung starten zu können. Es gibt Flyer, Plakate und das Programm steht auch auf der Homepage zum Download bereit.
Musstet ihr auch Acts aufs nächste Jahr vertrösten?
Nachdem wir das Anmeldefenster nach 10 Tagen schliessen «mussten», kamen nur noch vereinzelte Anfragen herein. Vertrösten mussten wir vor allem Acts, welche mehre Male auftreten wollten.
Welchen Geheimtipp darf man sich dieses Jahr auf jeden Fall nicht entgehen lassen?
Sehr schwierig jemanden speziell hervorzuheben. Ich persönlich freue mich auf sehr, sehr viele Beiträge und möchte am liebsten alle und alles sehen, was aus organisatorischen Gründen nicht möglich ist. Wir haben die Zeitfenster aber so angelegt, dass nie zwei Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden. Die Konzerte sind in der Regel unplugged (oder mit einem kleinen Verstärker) ausgelegt, es gibt aber auch zwei Plätze mit einer kleinen Anlage, darauf freue ich mich sehr.
Was macht das «Chur Offa» so magisch für dich?
Die Churer Altstadt wird durch dieses Kleinkunstfestival eine ganze Woche lang qulturell belebt, Qultur gehört meiner Meinung nach auch in den Alltag und auch gerne mal auf die Strasse oder auf die schönen Plätze. Das Schöne an Chur Offa ist ja, dass Qultur so niederschwellig zugänglich gemacht wird und sowohl gezielt Qultur genossen werden kann, aber die Darbietungen auch viele Leute ansprechen, welche eher zufälligerweise vor Ort sind.