Bookstar.ch 2020 - And the winners are
«Ich habe die Bedeutung von menschlicher Berührung nie verstanden...bis ich sie nicht haben konnte.» - «Drei Schritte zu dir.»
«Kein Wasser. Nicht heute. Nicht morgen. Vielleicht nie mehr.» - «DRY.»
Zwei Siegerbücher, zwei sackstarke Themen, packend umgesetzt. So sehen Gewinner aus. Oder anders gesagt: So lesen sich Gewinner. Jugendbuchgewinner.
Geplant war, den Bookstar.ch 2020 im Rahmen von «Züri liest» zu feiern. Bis kurz vor der Preisverleihung bestand die Hoffnung, den Anlass live über die Bühne gehen lassen zu können. Im letzten Augenblick hat man sich jedoch aufgrund der Lage für eine Online-Preisverleihung entschieden. Josia Jourdan ist zwar enttäuscht, sieht jedoch auch die Vorteile: «Viele Jugendliche, aber auch Erwachsene, die für den Anlass nicht nach Zürich fahren konnten oder wollten, hatten so die Chance live dabei zu sein.»
Und wie! Josia Jourdan führt durch ein kurzweiliges Video, in dem junge Buchbloggerinnen die Bücher der Shortlist vorstellen, und sich die Autor*innen der Siegerbücher in einer Grussbotschaft an die Zuschauer wenden. Für mich passt das bestens zu einem Trend, der mir als Autorin Freude bereitet: Das Buch erobert die sozialen Medien. Buchblogger*innen stellen auf YouTube, Instagram, ihren Blogs und anderen Social Media Kanälen Bücher vor und regen zu Diskussionen über Aktuelles in der Buchbranche an. Was die Printmedien je länger je mehr vernachlässigen, findet seinen Platz online, oft im direkten Austausch zwischen Buchblogger*innen, Autor*innen und Leser*innen.
«Aufgrund von Corona haben wir dieses Jahr ein paar Dinge neu ausprobiert, vor allem im Online-Bereich», sagt Josia Jourdan. «Einiges davon wollen wir weiterverfolgen, anderes neu anpacken.» Dass sich diese Strategie bewährt, zeigt der starke Anstieg von teilnehmenden Jugendlichen am Online-Voting. Dabei haben nicht wenige mehr als nur Punkte verteilt: Sie haben in einem Kommentar auch geschrieben, warum ihnen das Buch gefallen oder halt eben nicht so gefallen hat.
Ein weiterer Punkt, der den Bookstar.ch für Leser*innen interessant macht, sind die vielen Bibliotheken, die sich an diesem Wettbewerb beteiligen und damit den Zugang zu den Büchern erleichtern. Gleich nach Bekanntgabe der Longlist mit den 20 Titeln bestellen sie Poster, Lesezeichen und Flyer – und natürlich die Bücher. Man muss als Leser*in die Katze also nicht im Sack kaufen, sondern kann die Bücher in der Bibliothek in die Hand nehmen, Klappentexte lesen, einen Blick ins Buch werfen und es dann zum gemütlichen Reinschmökern mit nach Hause nehmen. So kommt es, dass viele Leseratten mehr als eine der 20 Geschichten lesen und dann zu – kritischen – Jurymitgliedern werden, sei es mit der Vergabe der Sterne oder mit ihren Kommentaren. Das Tolle an der Sache: Wer beim Voten und Kommentieren mitmacht, hat die Chance auf einen der attraktiven Preise, die ebenfalls an der Preisverleihung gezogen werden.
Mein Fazit: Der Bookstar.ch ist ein echt starker, cooler Mitmachpreis. Er öffnet Türen zu Geschichten, wird zum Begegnungsort in den Bibliotheken, lädt zum Austausch in den Social Media ein und verbindet Leseratten und Buchwürmer.
Mein Tipp: Macht mit 2021 mit. Es lohnt sich. Fragt in euren Bibliotheken nach, ob sie dabei sind. Falls nein, ermuntert sie zur Teilnahme. Der Startschuss fällt im Mai 2021.
Und hier noch wie versprochen die kurzen Inhaltsangaben zu den zwei Siegerbüchern und der Link zum Video der Preisverleihung.
Drei Schritte zu dir, dtv Verlag: Bookstar.ch 2020 – erkoren von jugendlichen Leser*innen aus der ganzen Schweiz
«Ich habe die Bedeutung von menschlicher Berührung nie verstanden...bis ich sie nicht haben konnte.»
Stellas einzige Überlebenschance ist eine neue Lunge. Bis es soweit ist, muss sie sich von allem und jedem fernhalten, um ihr ohnehin schwaches Immunsystem nicht zu gefährden. Ohne Ausnahme.
Will ist ganz anders – er lässt sich nicht unterkriegen und ist bereit, auf volles Risiko zu gehen. Sobald er 18 ist, wird er dem Krankenhaus den Rücken kehren, um endlich mehr von der Welt zu sehen.
Vor allem aber ist Will jemand, von dem Stella sich fernhalten muss. Wenn er sie auch nur anpustet, könnte sie infiziert werden. Beide könnten sterben. Aber je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen, desto mehr fühlt sich der vorgeschriebene Sicherheitsabstand zwischen ihnen wie eine Strafe an. Wäre ein bisschen mehr Nähe wirklich so tödlich – vor allem, wenn sie verhindert, dass ihre Herzen brechen?
Dry, Sauerländer Verlag: KIM 2020 – gewählt vom Vorstand des KIM Zürich als aus Erwachsenensicht wertvollstes Buch der für den Bookstar.ch nominierten Bücher.
Kein Wasser. Nicht heute. Nicht morgen. Vielleicht nie mehr. Niemand glaubte, dass es so weit kommen würde. Doch als Alyssa an einem heißen Junitag den Wasserhahn aufdreht, passiert nichts. Es kommt nicht ein Tropfen. Auch nicht bei den Nachbarn. In den Nachrichten heisst es nur, die Bewohner Kaliforniens sollen sich gedulden. Aber als das Problem nicht nur mehrere Stunden, sondern Tage bestehen bleibt, geduldet sich niemand mehr. Die Supermärkte und Tankstellen sind auf der Jagd nach Wasser längst leer gekauft, selbst die letzten Eisvorräte sind aufgebraucht. Jetzt geht es ums Überleben. Neal und Jarrod Shusterman zeigen auf beängstigende Weise, wie schnell jegliche Form von Zivilisation auf der Strecke bleibt, wenn Menschen wie du und ich von heute auf morgen gezwungen werden, um den nächsten Schluck Wasser zu kämpfen.
Mehr zur Online-Preisverleihung findet ihr hier.
Und noch ein PS: Auch diesen November findet der «NaNoWriMo» statt, ein weltweites Schreibhappening, in dem es darum geht, in einem Monat mindestens 50'000 Wörter zu schreiben. Ich habe mich angemeldet und werde in einer der nächsten Kolumnen über meine Erfahrungen berichten. Wer sich «NaNo» näher anschauen möchte, hier entlang.