«Balagan» im Soundcheck
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«Balagan» im Soundcheck

«Yada Yada» ist Konsumkritik pur und feiert trotzdem zwischen den Zeilen die angenehmen Auswüchse der Qultur. Ich mag diese Vermischung von Fussballernamen, Filmzitaten und geschichtlichen Fakten sehr bei MzumO. Ähnlich wie bei Greis haben seine Texte Hand und Fuss und eignen sich ideal um sein Leben positiv zu wandeln. Man muss nur genauer hinhören.


«Ansufati» beginnt mit einem etwas wirren Melodie und erklärt schlüssig, wieso Flüchtlinge überhaupt in die Schweiz kommen. Hier im gelobten Land läuft auch vieles sicher nicht rund und doch lösen wir durch unsere «Geiz ist geil»-Mentalität weiterhin in anderen Ländern Krisen und somit auch neue Flüchtlingsströme aus. Spannend finde ich, dass Moritz Haegi hier nicht nur anprangert, sondern am Schluss auch noch ein paar griffige Tipps liefert, die zur Besserung der Situation beitragen. Gelungen!

Eins kann man schon vorab sagen: MzumO hat die kreativsten Liedtitel, die ich je gesehen habe. Bei «Vey Vey» sorgen Klänge aus der Ferne für Sehnsucht nach der Wärme. Der Text ist melancholisch gehalten und beschreibt, wie es ist von einer Frau abgewiesen, respektive auf Distanz gehalten zu werden. Dieser Mix schafft ein sehr stimmiges Bild und auch das Experimentieren mit Stimmeffekten in der Hook fügt sich federleicht ins stimmige Gesamtbild.


«Du bisch gar nöd mal so hässlich» beginnt mit einem grandiosen poppigen Sample und begeistert mich trotz dem etwas komisch gewählten Titel sehr. Ich mag das autobiografische Werk, untermalt von akustischen Gitarren, denn es ist sehr kurzweilig. MzumO verwandelt hier seinen Weltschmerz in einen stimmigen Song, welcher gegen Schluss nicht komplett in Traurigkeit versinkt, sondern sogar noch mit Hoffnung aufwartet.


«Asthma» porträtiert ein düsteres Weltbild. In der Hymne gegen Rassismus benennt er die Probleme beim Namen und Politiker wie Andreas Glarner kriegen mächtig ihr Fett weg. Dies ist mutig und wichtig! Künstler und Musiker sollten nicht nur ihren Mund öffnen, wenn es zu ihrem eigenen Vorteil rausläuft, sondern auch auf Missstände hinweisen und Lösungsvorschläge vermitteln.

«Sahimi (Interlude)» ist ein kurzer Beweis für die Skills und zeigt, wie viel mit ein paar gewichtigen Lines ausgesagt werden kann. Fett!


«Acacias» sampelt ein klassisches Sample und ist ein Battletrack, der mit der Schweizer Rapszene hart ins Gericht geht. Dieser von ihm hier zelebrierte Film, auch bekannt als Schwanzvergleich, mag ich nicht mehr so. Das liegt nicht am Track selber, sondern viel mehr an der Tatsache, dass ich in meinem Leben sicher schon 3000 solche Songs gehört habe und durch diese Fronter rein gar nichts verändert wird.


«Between the Paffs» hat einen bluesigen Charakter, der mir sehr zusagt. Der Song behandelt den Konsum von Gras und ist irgendwie noch amüsant.


In «Masada» geht alles relativ schnell und man muss genau hinhören, während Mo durch die Zeilen rattert. Der Song ist modern, im Subgenre Trap angelegt und könnte sicher bei einem jüngeren Publikum auf Anklang stossen.


«Levantin (Interlude)» ist ein rechter Banger, der mit viel Biss und Bass aus den Boxen pumpt. Auch hier spuckt Mo innerhalb von kürzester Zeit ziemlich viele treffende Linien voller Sozialkritik. Cool!


«Secretariat» verbreitet einen Hauch von Wild-West-Romantik, die es schafft, einem zu verzaubern. Trotz den lieblichen Melodien zeigt der Sprachkünstler, dass es heute wieder Revolutionäre und eine Veränderung braucht. Die Zeit ist reif für Solidarität und durch den verträumten Beat erreichen die wichtigen Themen vielleicht sogar Leute, die sonst nicht direkt darauf anspringen.


Der neuste Videoclip «Hastanunca» ist ein Lovesong der anderen Art. Er zeigt nochmals alle Stärken des Albums und beweist wortreich, poetisch und mit einer angenehmen Prise an Skills, dass Moritz Haegi seinen Weg, sowie seinen eigenen Sound gefunden hat. Chapeau!

Als Outro hatte er auf der letzten CD mal so einen lustigen Song über Genf. Auch hier ist das letzte Lied mit dem Titel «Faserland» ein sehr spezielles. Ich mag die jazzig angehauchte Nummer voller Seitenhiebe an alle Mitläufer der Konsumgesellschaft. Wunderbar!

Schlussfazit:
«Balagan» von MzumO ist ein abwechslungsreiches, wenn auch ein wenig kurz geratenes Mundartrapalbum, welches zu überraschen vermag. Es steckt viel Systemkritik in seinen Texten und regelmässig schafft es der Künstler mit seinen Ideen zum Um- oder Nachdenken anzuregen. In einer Zeit in der oft Widerstand statt Verstand herrscht, mahnt Moritz Haegi zwischen den Zeilen zu mehr Solidarität und zu einem Hinterfragen des Konsumwahns. Zumindest bei mir trifft das aktuell total den Nerv. Seid auch ihr bereit für die wichtigen Dinge und nicht gegen verordnete Sicherheitsmassnahmen zu kämpfen?

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