Bild/Illu/Video: Beni Garrido

«Bliib dahai» - Festival mit Ingo Ospelt

Sein Lebensmittelpunkt sei inzwischen in Zürich, erklärte der aus Vaduz stammende Ingo Ospelt mit einem Lächeln auf den Lippen. Trotzdem kriege er schon mit, wie die Situation im Fürstentum während der Pandemie aussehe. Sein Trio «Ospelt, Ospelt, Schädler» sei Mitte März mit dem «Prix Kujulie» ausgezeichnet worden. Doch eine grosse Preisverleihung habe während des Lockdowns nicht wirklich stattfinden können. Trotzdem habe er die Übergabe des Preises in guter Erinnerung, da es mit seinem Bruder Mathias und Marco Schädler und den zwei Metern Sicherheitsabstand doch auch ziemlich witzig gewesen sei.


Die Frage nach dem Alter
Trotz der Freude an der Auszeichnung erinnert sich Ingo Ospelt ebenfalls daran, dass dies auch der Zeitpunkt gewesen ist, als er das Ganze begann ernster zu nehmen. Er halte sich wie jeder gesunde Mensch an die Sicherheitsvorkehrungen, habe aber auch bemerkt, dass er in den vergangenen Monaten öfters älter geschätzt werde, als er eigentlich sei. Auch bei einem Film, dessen Produktion wegen des Lockdowns verschoben worden sei, habe er zusätzliche Fragen zu seinem Alter und seiner Gesundheit beantworten müssen. Dies sei schon irritierend, da er mit 59 nicht zur Risikogruppe gehöre und auch sonst nicht unter Vorerkrankungen leide. Sein Produzent habe ihm versichert, dass die Vorkehrungen vor und hinter der Kamera mit grösster Vorsicht eingehalten würden. Trotzdem gebe es eben wie in jedem Film Begrüssungs- und Bettszenen mit direktem Kontakt, die das Drehen kompliziert gestalten könnten. Aus diesem Grund sei er ausserdem angefragt worden, ob er sich vorstellen könnte eine Woche vor dem Dreh eventuell in Einzelquarantäne zu gehen.

Eine Branche im Umbruch
Seit 35 Jahren ist der Liechtensteiner professionell als Schauspieler unterwegs. In dieser Zeit habe es immer wieder kurze Momente gegeben, bei denen er darüber nachgedacht habe, ob denn dies wirklich der richtige Weg sei. Das Feuer für seine Tätigkeit habe er nie verloren und es gebe für jede noch so prekäre Situation immer einen Ausweg. Doch das Berufsverbot, welches seit Mitte März gelte, mache alles sehr kompliziert und durchaus auch existenzbedrohend. Ingo Ospelt sieht es klar, dass in der Filmbranche, sowie auch in der Theaterwelt aktuell kein Stein auf dem anderen bleibe. «Es hat sich massiv verschärft und ich weiss es von Kolleginnen und Kollegen in Deutschland, dass Personen über 65 aus Serien herausgeschrieben werden.» Das mache ihn schon nachdenklich, aber es gehe um Geld und Versicherungen, die für allfällige Kosten nicht aufkommen wollen.


Lesen und abwarten

«Meine Lebensenergie setzte ich aktuell im Garten ein.», erklärt der Kreative im Gespräch auf Qultur. Auch der Proberaum erstrahle nach einer grossen Ausmistaktion wieder in neuem Glanz. Das tue ihm echt gut, aber trotzdem verspüre Ospelt eine gewisse «Lähmung», da ihm das Schauspielern doch sehr fehle. Glücklicherweise dürfe er momentan häufig im Studio sein und Bücher einlesen. Dies sei Balsam für die Seele und sicher eine gute Variante, die Zeit des Lockdowns zu überbrücken. Denn es bleibe einem in der aktuellen Situation ja nicht viel anderes übrig, als zu lesen und abzuwarten.    


Lesung und Performance am «Bliib dahai»-Festivals

Die produzierten Livevideos von der Performance und Lesung von Ingo Ospelt bringt die Stimmung des Fabrigglis direkt zu den Zuschauern nach Hause. Aus diesem Grund sind am Festival professionelle Ton- und Lichttechniker vor Ort gewesen, die den Kameraleuten die Arbeit erleichtert haben. Bis im Juni gibt es jeweils am Montag und Donnerstag eine Vorführung und einen Talk, welche die Leute noch ein wenig zum Durchhalten motivieren sollen. Es besteht die Möglichkeit während der Ausstrahlung des Festivals freiwillig einen Beitrag zu spenden. Dieses Geld wird dann zu gleichen Teilen an die Künstler und Techniker aufgeteilt. Dies soll laut den Organisatoren nicht nur den Ausfall an Gagen dämmen, sondern auch als eine Wertschätzung an alle Qulturschaffenden gesehen werden.















Hier findet ihr seine aufrüttelnde Darstellung eines Ausschnitts aus dem Stück «VierPunktNull».















Neben der Performance als Schauspieler, hielt Ingo Ospelt im fabriggli auch noch eine Lesung. Mit dem Text «Ein Phänomen» aus dem Buch «Wege.Gänge» von seinem Bruder Mathias zeigte er auf, warum er neben der Schauspielerei, auch als Hörbuchsprecher ein ziemlich gefragter Mann ist. Die Lesung findet ihr hier.


Wenn euch die Lockdown-Vorstellungen gefallen, dürft ihr gerne auch etwas in den Topf werfen:

Diesen Solidaritätsbeitrag bitte mit dem Vermerk «Bliib dahai» bis am 15. Juni 2020 auf das fabriggli-Konto überweisen. IBAN CH63 0483 5072 1226 7100 0, werdenberger kleintheater fabriggli, Schulhausstrasse 12a, 9470 Buchs.


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