30 Jahre «Alles wäga diar»
Seit 23 Jahren leitet André Renggli in der Funktion als Delegierter des Verwaltungsrates das operative Geschaft der Griston Holding AG. Bei einer kurzen Führung durch die Kieswerk Untervaz AG, welches eine der bedeutendsten Tochtergesellschaften der Griston ist, erklärt er, wie wichtig die Aufbereitung der Rohstoffe Stein und Mineralien für die Schweiz ist. «Auch wenn es kaum jemand weiss, braucht jeder Mensch in der Schweiz ein Kilo Stein pro Stunde. Die von uns gewonnenen Rohstoffe stecken nicht nur im Asphalt oder den Häusern, auch für die Produktion von Zahnpaste beispielsweise spielen Mineralien und Steine eine wichtige Rolle.» Der Fachkräftemangel sei natürlich auch bei ihnen omnipräsent und doch gebe es seit ein paar Jahren den Beruf des Rohstoffaufbereiters, damit die enorme Dichte an Kieswerken in der Region auch mit den richtigen Leuten bestückt werden könne. Es ist spannend zu hören, wie er über die Branche, aber auch über die Entwicklung der Griston-Gruppe spricht, doch ich habe mich mit Renggli getroffen, um über eine andere Art von «Rock» zu sprechen.
Drei Alben für die Ewigkeit
«1989 habe ich das Konzert von May Day am Stadtfest Chur besucht und als ich
gesehen habe, wie viel Stimmung die gemacht haben, wusste ich sofort, dass ich
bei denen singen will», erzählt der gelernte Betriebsökonom, der am Anfang
seiner Karriere noch bei einer Band namens «Charisma» gesungen hat. Im
darauffolgenden Jahr sei er dann eingeladen worden in Zizers vorzusingen und
sei mit offenen Armen empfangen worden. Wenig später hätten die Arbeiten an
«Uftaut» begonnen, welches ursprünglich eher im kleineren Rahmen veröffentlicht
worden sei. Dass die CD und auch die Musikkassetten anschliessend wie warme
Weggli sich verkauften, hätten sie einigen glücklichen Zufällen zu verdanken.
«Es war damals gerade die Zeit als Radio Grischa aufkam und Personen wie Yvonne
Dünser oder auch der inzwischen leider verstorbene Howey Senn haben die Lieder
der CD, allen voran natürlich ‘Alles wäga diar’ rauf und runter gespielt.» Nach
dem Erfolgsalbum kamen mit «Durchbruch» (1994) und «Abduldalilai» (1996) zwei
weitere Album mit Renggli am Gesang auf den Markt, welche die Popularität der
Bündner Mundartband weiter zementierten. Doch auf dem Höhepunkt des Erfolgs,
nach zum Teil über 60 Konzerten in einem Jahr, stieg die charakteristische
Stimme 1997 aus und entschied sich für eine berufliche Weiterbildung in
Italien.
Diesen Schritt bereut der inzwischen 56-Jährige Renggli bis heute nicht. «Ich bin sehr dankbar, für alles was ich mit May Day erleben durfte.» Seit diesem Zeitpunkt haben unterschiedliche Goldkehlen bei May Day gesungen. Erst lange Gründungsmitglied und Gitarrist Martin Wittwer, dann Andri Padrun und inzwischen doch auch schon seit über zehn Jahren Thomas Graf, der zudem auch noch als Frontmann von Megawatt enorme Erfolge feiert. Bei den jeweiligen Wechseln sei er nicht um ein Comeback gebeten worden, was nicht weiter schlimm sei, da er seine Erfüllung im Beruf gefunden habe. Doch eine Idee auf den runden Geburtstag hätte er dann schon noch gehabt. «Ich habe mal vor ein, zwei Jahren alle Mitglieder der 90er Formation angegangen und gefragt, ob wir noch einmal für zwei Abende gemeinsam auf die Bühne möchten. Ich war mir sicher, dass wir, wenn wir die alten Songs spielen, die Stadthalle Chur locker füllen könnten.» Aus persönlichen Gründen sei es aber leider nicht zu Stande gekommen. Auch wenn das Comeback der Kultbesetzung mit ihm, Edwin Zinsli, Martin Wittwer, Röbi Rohner und Johnny Buschauer vielleicht noch ein paar Jahre braucht, die Musik spielt im Leben von André Renggli immer noch eine wichtige Rolle. So hat er seit seinem Weggang bei May Day zusammen mit der Sopranistin Iva Kleinova und dem Pianisten Eric Christen ein Album mit Musical- und Opernmelodien aufgenommen und feiert mit dem Mountain Rat Pack, welches er gemeinsam mit Jörg Guyan und Hampa Rest betreibt, in diesem Jahr auch schon zehn-jähriges Bestehen. Renggli scheint zufrieden zu sein mit seinem bisherigen Lebenslauf und fühlt sich wohl in der Unternehmer- und Musikwelt. Neben den beiden musikalischen Jubiläen, feiert nächstes Jahr übrigens auch noch dieKieswerk Untervaz AG ihr 60-jähriges Bestehen, was sich eventuell auch noch als Option für ein Comeback der «alten May Day» anbieten würde. Zudem würde 2024 «Durchbruch» und 2026 «Abduldalilai» 30 Jahre alt. Allerspätestens bei einem dieser Termine könnte es sein, dass zudem die Stadthalle in komplett neuem Kleid erstrahlt. Diese dann mit einem echten Klassiker wie «Alles wäga diar» einzuweihen, wäre doch was, oder nicht?