«You can’t fake the Blues» im Soundcheck
Wunderbar groovig startet die EP mit dem Song «Small Town Pictures», welcher auch gleich die Stossrichtung des Werks vorstellt. Hier wird der Blues zelebriert und auch wenn alle Instrumentalisten Koryphäen in ihrem Fach sind, dienen die gespielten Solis vor allem der Komposition und nicht zur Aufwertung des eigenen Egos, was diese so wunderbar hörenswert macht.
Mit viel Druck nach vorne erklingt das zweite Stück «Dancing the Street». Die schnelle Nummer hätte auch auf dem Soundtrack zu den Blues Brothers-Filmen sehr gut funktioniert und zaubert einem augenblicklich ein Lächeln auf die Lippen. Zu so einer Nummer lässt sich tatsächlich sehr gut in den Strassen tanzen, auch wenn es momentan nur mit Distanz geht.
«You can’t fake the Blues» beginnt mit einem lässigen Barpiano. Dazu kommt eine virtuose Bluesgitarre, die einem kurz die Luft anhalten lässt. Was Grossmeister Kornelius Bosetto hier zeigt, ist eine Lehrstunde für alle Saitenstreichler und ein fettes Ausrufezeichen für die Bluesmusik. Sie ist eben ein Genre, welches man zwar schon erlernen kann, doch so richtig authentisch blau werden die Töne nur, wenn man diesen Stil auch wirklich fühlt und lebt.
Mit «Boogie Boots» lädt die Bündner Supergroup zum Tanz und die heissen Rhythmen fahren einem sofort in die Beine. Die Solospots von P.B. Bega schleudern mich zurück in meine Kindheit, als der Schlagzeuger noch bei Bündnerflaisch oder zuvor auch bei May Day an der Schiessbude sass und ich mit grossen Augen und wachen Ohren versuchte mir ein paar Skills von ihm abzugucken. Es macht mir sehr viel Freude zu hören, dass die gestandenen Männer immer noch eine jugendliche Freude an der Musik haben und diese ohne Müdigkeitserscheinungen für die Nachwelt festhalten. Würde ich mir jetzt ganz gerne auch mal live ansehen, wenn es dann wieder möglich ist.
«Slidin’ up the Neck» beginnt mit einem grossen Beat, einer Slidegitarre und verwandelt sich Ton für Ton zu einem Bluessong, der mit Countryeinflüssen spielt und eine angenehme Atmosphäre erschafft. Echt schade, dass die Scheibe hier schon endet, denn jeder Song hat neue spannende Facetten der Formation offen gelegt und aufgezeigt, wie vielseitig Blues klingen kann.
Schlussfazit:
In einer Zeit in der überall hitzig diskutiert und gestritten wird, setzen Andy Reich und seine Studio Session Band mit ihrer EP «You can’t fake the Blues» auf Musik, die komplett ohne Worte auskommt. Es ist sehr angenehm, sich zurück zu lehnen, seinen Kopf auszustellen und diese Musik auf sich wirken zu lassen. Denn hier wird mit Klängen, Melodien und Solis tatsächlich mehr gesagt, als auf manchem Popalbum. Es ist erfrischend zu hören, wie begeistert die Herren den Blues hochleben lassen und wie sie es immer wieder schaffen, so jugendlich verspielt und wild zu klingen. Gerne mehr davon!