Bild/Illu/Video: Mariann Hasler

Rheinaufwärts

Obwohl es bei uns zu Hause mehrere Bücher von Franz Hohler im Gestell hatte, interessierte mich nur die Novelle über den Bergsturz von Elm der sich 1881 zugetragen hat. Die Bücher standen dort wegen meinem Vater. Vielleicht auch ein wenig darum, ist mir das Neue in die Hände gekommen. «Rheinaufwärts» heisst es und erzählt, wie der Schreibende in Etappen dem Rhein entlang wandert.


Im Mai 2020, mitten in der Corona-Zeit, machte er sich in Schaffhausen auf den Weg. Nur schon wie er die Menschenleere beim Rheinfall beschreibt, hört sich fast ein bisschen verrückt an, obwohl man das ja alles selbst miterlebt hat.


124 Seiten und nichts Spektakuläres passiert, trotzdem ist es unterhaltsam, nie langweilig. Wahrscheinlich, weil mir die Ortsangaben von Rheineck bis Chur vertraut sind, er aber zum Beispiel noch nie von der Ortschaft Lienz gehört hat.

Der Wanderer kommt mit Leuten in Kontakt und als er einmal zweimal nachfragen muss, da er die Antwort akustisch nicht verstanden hat, ist es erstens sehr lustig und zweitens kann ich ihm nachfühlen. Er erzählt von Informationstafeln, Buschauffeuren die mitten auf der Strecke anhalten um ein Sandwich zu kaufen, illegalen Grenzübertritten, Improvisationstalent, falsch gewähltem Schuhwerk, matschigen Wegen, Kühen und wie er anstatt des bestellten Apfelschorle am Kiosk, Abfallsäcke gereicht bekommt, dass einem sprachlichem Verständigungsproblem geschuldet ist.

Zwischen den Etappen vergehen manchmal eine Woche, manchmal zwei Monate, das ist unterschiedlich und spielt ihm überhaupt keine Rolle. Immer kehrt er dorthin zurück, wo er das letzte Mal die Heimreise angetreten hat. Ganz nebenbei erzählt Franz Hohler, was ihn in dieser Zeit alles an der Weiterführung seines Projekts gehindert hat. Ein Sturz, Physiotherapie, eine Operation, eine Abdankung oder ganz einfach, die Wiederaufnehme des normalen Lebens.

Nach 29 Etappen kommt er im Herbst 2022 an seinem Ziel, der Rheinquelle, an.

Nebst dem Gefühl als Begleitperson dabei gewesen zu sein, freute mich die Tatsache, wieder einmal ein Buch in kurzer Zeit gelesen zu haben.


Doch als ich beim Texten nochmals über die Seiten las, fiel mir auf Seite 27 etwas auf.

«Wenn man in St. Margrethen über eine Passerelle die Autobahn überquert, steht man auf einem Uferweg, am Rheintaler Binnenkanal. Der Kirchturm gegenüber steht im Ausland, im fernen Österreich.» Meiner Meinung nach in Höchst, nicht in Lustenau, übrigens mit 76 Meter der höchste Kirchturm Vorarlbergs.

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