Renato Kaiser: «Treuhänder sind tabu.»
Deine erste eigene SRF-Sendung hatte am Wochenende Premiere. Wie erleichtert warst du, als es endlich los ging?
Erleichtert war ich nicht, ich habe mich einfach darauf gefreut. Viele haben mich gefragt, ob ich aufgeregt sei, aber auch das war nicht. Schon als das Konzept damals an mich herangetragen wurde, war ich davon so überzeugt, dass keine Nervosität aufkam. Und die Zusammenarbeit mit meinem Team, das vom Tonmann bis zur Produzentin ausnahmslos super gearbeitet hat, sowie natürlich mit den tollen Protagonist*innen hat mich darin bestätigt. Und das kommt jetzt natürlich schleimig daher, aber es ist wahr. So eine doch diffizile Angelegenheit kann nur schon durch einen blöden Spruch von irgendeinem Beteiligten ins Wanken gebracht werden. Das ist nicht einmal ansatzweise passiert. Ausserdem habe ich schon alle Sendungen vorab gesehen und finde sie alle gut bis sehr gut.
Wie sind die ersten Reaktionen darauf?
Gut bis sehr gut. Spass bei Seite: Bis jetzt habe ich nur positive Reaktionen erhalten, über Social Media. Mal schauen, was für Post das SRF bekommt und vor allem der Ombudsmann, wer weiss…
Du brichst mit diversen Tabus in deiner Sendung. Über welche Themen würdest du nie Witze reissen?
Es gibt keine Themen, über die ich explizit keine Witze reissen würde. Aber ich suche mir auch nicht extra die Themen danach aus, nach dem Motto: Au, wie kann ich jetzt am meisten Menschen vor den Kopf stossen? Ich schreibe einfach über Themen, die mich interessieren. Ich scheine aber schon einen breitmaschigeren Filter zu haben. Ich finde Themen nicht so schnell heikel wie andere, das kann sein. Und sogenannte Tabus sind nur schon deswegen interessant, weil noch nicht so viele Leute darüber geredet oder geschrieben haben. Sozusagen ein freies Feld. Der Vorteil ist auch: Bei solchen Themen muss ich auch nicht bei jedem Witz googlen, ob den schon jemand gemacht hat. Ganz ähnlich wie bei Treuhändern. Da gibt es auch noch nicht so viele Witze drüber. Das wäre vielleicht mal ein Tabuthema für die Sendung. Treuhänder. Wie geht’s eigentlich denen so? Warum sieht man die nie? Haben die was zu verbergen?
Über welche Themen sollte unbedingt mehr gelacht werden?
Über Treuhänder. Und den Tod, würde ich jetzt so spontan sagen. Das Thema versuchen wir alle zu verdrängen und weit von uns zu schieben, während es zum Beispiel bei Menschen mit unheilbaren Krankheiten (3. Sendung am 1. September) schonungslos besprochen wird. Das macht sie «uns» gegenüber auch ein Stück weit überlegen. Nur schon, wie die Gesellschaft das Thema Tod versucht zu vermeiden, ist in seiner Peinlichkeit höchst unterhaltsam.
Und ganz allgemein: Über sich selbst. Eine Eigenschaft, die alle Protagonist*innen der Sendungen vorleben. Daran darf man sich ruhig ein Beispiel nehmen.
Bekannt geworden bist du unter anderem wegen deinen lustigen Videos. Fehlt dir ein wenig die Zeit zur Produktion von diesen?
«Ein wenig» ist falsch. Die Zeit fehlt mir komplett. Während «Late Update» im Frühjahr und jetzt «TABU» im Sommer hatte ich eigentlich für nichts mehr Zeit, auch privat. Dementsprechend hat die Eigenproduktion von Videos ein bisschen gelitten. Sobald ich wieder Zeit finde, mache ich das aber sehr gerne. Aber im September bin ich auch schon wieder beim Late Update, daneben habe ich noch meine Soloshow, die Radiokolumne Zytlupe auf SRF 1, eine Satireshow im Casinotheater Winterthur, eine monatliche Lesebühne in Biel und Bern, langweilig wird mir also nicht. Und wer weiss, vielleicht gibt es ja nächsten Sommer eine zweite Staffel «TABU». Also wenn es nach mir ginge, sehr gern.