Patricia Ward Kelly: «Gene hat Klosters geliebt»
Wie viele Male sie «Singin’ in the rain» schon gesehen habe,
könne sie nicht mehr nachzählen. Doch vor allem durch das digitale Überarbeitung
des Films entdecke auch sie immer wieder neue Dinge in dem Streifen, die ihr
bisher nicht aufgefallen seien, sagt Patricia Ward Kelly. «Und doch so
textsicher wie viele Fans bin ich überhaupt nicht. Bei den Vorführungen finde
ich es auch spannender das Publikum zu beobachten. Es ist ein Film, der es
schafft vom Kleinkind bis zum Greis alle anzusprechen, was vielen anderen heute
nicht mehr gelingt.» Hier sei nicht geschummelt worden mit Computer animierten
Sequenzen, sondern die Kreativität gefragt gewesen. «Heute habe ich vielfach
ein wenig das Gefühl, dass neben den ganzen Effekten und Explosionen in Filmen
leider häufig die guten Dialoge und die Geschichte selbst auf der Strecke
bleiben.»
Patricia Ward Kelly und Gene Kelly heirateten beide 1990 und waren sechs Jahre zusammen, bis Gene 1996 starb. Der Altersunterschied zwischen ihnen betrug 47 Jahre. «Viele haben heute das Gefühl, dass ich mit dem Rollator auftauche, wenn sie hören, dass die Witwe von Gene Kelly kommt», sagt die 63-Jährige lachend. Seit dem Tod ihres Gatten verwaltet sie seinen Nachlass und gibt Acht, dass auch noch die nächsten Generationen Freude an seinen Filmen und seinem einflussreichen Tanzstil haben. Sich ständig mit Bildern, Videos, Audioaufnahmen und weiterem von Gene zu beschäftigen, sei eine Medaille mit zwei Seiten. «Natürlich vermisse ich ihn jeden Tag. Doch durch seine Kunst ist er nie wirklich weggegangen und fühlt sich so lebendig an.» Aktuell ist die Amerikanerin dank dem 70. Geburtstag des Kultmusicalfilms sehr gefragt und auf der ganzen Welt unterwegs. Zu Klosters hat sie seit Jahren eine sehr enge Beziehung. «Als ich zum ersten Mal hier war, habe ich sofort erkannt, warum Gene es an diesem Ort so geliebt hat. Hier konnte er sein wie er war und wurde auf der Strasse nicht ständig belästigt. Ausserdem hat er es immer sehr genossen Ski zu fahren, auch wenn ein Skiunfall in seinen späten Jahren dafür sorgte, dass er niemals wieder gleich gut tanzen konnte.» Sie sei hier ebenfalls mit offenen Armen empfangen worden und komme jedes Jahr wieder gerne hier her. Neben dem Erhalt der «Legacy» von Gene Kelly seien auch Planungen im Gange für ein internationales Museum, welches sich ausschliesslich dem Tanz widmen, bei welchem sie gerne ein paar ihrer Schätze beisteuern wolle. Was es aber sicher nicht geben werde von Gene Kelly sei ein biografischer Film, wie er aktuell von Elvis Presley in den Kinos läuft. «Das war sein expliziter Wunsch, dass es so etwas nie geben wird. Gene war immer der Ansicht, dass es falsch ist, jemanden zu kopieren. Er war ein Mensch, der es gerne sah, wenn jemand Schritte aus seinem Tanzstil als Inspiration nahm und daraus seinen ganz eigenen Stil entwickelte.» So wird es zwar nie einen Film über ihn geben, doch es ist garantiert, dass sein Einfluss auf das Tanzen immer wieder von neuen Tänzer:innen weiter getragen wird und dadurch wirklich nie ganz verschwindet.