Leben ohne Smartphone Teil 2
Um 1985 wurden die ersten Mobiltelefone herausgebracht. Ungefähr 15 Jahre später das erste Smartphone mit vorinstallierten Spielen, Kalender und Fotokamera. Seit 2009 Apple mit dem iPhone das erste moderne Smartphone mit Touchfunktion überhaupt vorstellte, hat sich vieles verändert. Das Smartphone ist unser ständiger Begleiter. Nicht mal auf die Toilette können wir ohne. Früher hat man die Zeitung ins stille Kämmerlein mitgenommen, heute ist es das Smartphone. Wenn wir ohne Handy leben wollen, müssen wir verstehen, was uns alles an dieses Gerät bindet. Wir müssen herausfinden, was es ist, das uns klammern lässt.
Das Smartphone ist für uns Fotoapparat, Telefon, Spielkonsole, Spiegel, Notizblock, Taschenlampe, Zugang zum Internet, Fernseher sowie Wecker. Wir hören damit Musik und sehen uns Filme und Serien darauf an. Je mehr das Smartphone kann, desto grösser ist unsere Abhängigkeit davon. Das Smartphone ist so konzipiert, dass wir süchtig danach werden. Erhalten wir eine neue Nachricht erklingt ein Ton oder ein Licht blickt auf. Installiert man beispielsweise eine App auf einem Apple-Gerät, so erklingt ein Ton und es erscheint ein Häkchen. Diese Töne und das Geblinke stimuliert unser Urzeitgehirn, sodass wir immer mehr davon wollen. Möchten wir ohne Smartphone leben müssen wir es unweigerlich mit anderen Gegenständen ersetzen. Aus der Kamera kann ein altmodischer Fotoapparat oder eine moderne Spiegelreflex-Kamera werden. Die Notizen können wir künftig von Hand auf Papier notieren, der Zugang zum Internet ist nur noch über Laptop oder Computer möglich. Aus Spotify oder Apple Music wird wieder eine Schallplatten- oder CD-Sammlung.
Wir müssen uns auch die Frage stellen: wie weit möchte man gehen? Möchte man das Fernsehen ganz aufgeben? Möchte man ganz altmodisch via Haustelefon oder Dumb-Phone von Nokia telefonieren? Lassen wir den Wecker ganz weg, und vertrauen auf unser Zeitgefühl? Wie weit man gehen möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Manche, so wie ich neigen ins Extreme und versuchen so analog wie nur möglich zu leben.
Online kaufen wir bei Zalando, Digitec Galaxus und so weiter Produkte ein. Ohne Smartphone ist dies nicht mehr möglich. Hat man einen Laptop oder ein Tablet, so kauft man künftig vielleicht einfach dort im Internet Konsumgüter ein. Wir reden uns zwar ein, den neuen Rucksack oder das neue Kleidungsstück unbedingt zu brauchen, müssen aber irgendwann einsehen, dass nicht alles was wir scheinbar brauchen auch wirklich notwendig für unser Leben ist. Stellen wir uns einmal vor, wir können im Internet keine Dinge mehr einkaufen, weil es uns schlichtweg nicht jederzeit zur Verfügung steht. Ohne Internet kaufen wir weniger ein, wir sparen mehr Geld und können diese Ressource auf Erlebnisse und Wünsche verwenden, welche wir schon seit Ewigkeiten verwirklichen wollten.
Das Smartphone trägt dazu bei, dass wir konsumieren. Wir stützen damit die Wirtschaft, aber nicht das Glück der anderen Menschen. Wenn wir uns vom Smartphone trennen wollen, sollten wir es anfangs langsam angehen. Unnötige Apps und Spiele lassen sich unkompliziert löschen. Am besten setzt man sich eine fixe Bildschirmzeit pro Tag, die nicht überschritten werden darf. Je nach Smartphone kann man dies in den Einstellungen hinterlegen oder mit Hilfe einer App lösen. Hat man sich einmal daran gewöhnt, dass man bloss noch das Nötigste online erledigt, kann man einen Schritt weitergehen. Wir können den Wecker durch eine digitale Uhr ersetzen, sowie die Fotos künftig mit einer Kamera knipsen. Dadurch lässt sich vermeiden, dass wir nach dem Aufwachen direkt zum Smartphone greifen. Ersetzen wir die Handy-Kamera durch eine normale Kamera, werden wir das Smartphone künftig nicht mehr auf Ausflüge oder Spaziergänge im Wald und am Fluss mitnehmen.
Online Banking ist eine harte Nuss. Ich hatte ebenfalls den digitalen Zugriff auf mein Bankkonto, sowie eine digitale Kreditkarte. Als erstes habe ich die Kreditkarte sperren lassen, danach wieder ganz altmodisch meine Rechnungen am Post- oder Bankschalter bezahlt. Als ich mich daran gewöhnt hatte, löschte ich die Banking App. Noch schwieriger war es auf den Kurznachrichtendienst Whatsapp zu verzichten. Mir kam die Idee künftig mit allen via E-Mail zu kommunizieren. Einige liessen sich darauf ein, andere nicht. Das Problem mit dem Telefonieren lässt sich unkompliziert lösen: ganz darauf verzichten. Es war mir schlichtweg zu blöd ein Haustelefon zu kaufen und monatlich dafür zu bezahlen, also liess ich das Telefonieren künftig bleiben.
Fotos kann man bei Dropbox, Microsoft OneDrive oder Google Drive hochladen oder auf dem Rechner beziehungsweise Laptop oder USB-Stick sowie externer Festplatte lokal abspeichern.
Irgendwann muss man sich entscheiden. Will man das Smartphone wirklich aufgeben? Will man die modernen Bequemlichkeiten aufgeben? Als letzten Tipp rate ich folgendes: auf ein Pre-Paid Abo umzustellen. Damit schränkte ich den meinen Smartphonegebrauch erfolgreich ein. Diese Entscheidung bewegte mich schliesslich dazu, das Gerät ganz aufzugeben.
Konnte ich dich inspirieren eine Reise ins Ungewisse zu wagen?