«Kingdom Fall» im Soundcheck
Ob Sum etwas mit Biene Maja, einer mathematischen Summe, mit meinen geliebten alten Sumerern oder gar allem zusammen etwas zu tun hat, bleibt mir durch meine Rechercheverweigerung bislang verborgen.
Oh Gott, was bin ich doch langsam im Denken heute, - es bedeutet natürlich «Threesome». Ich sitze in meinem Homestudio vor den Boxen, hinter mir bläst der Ventilator die Hitze aus dem Zimmer, damit der Rechner nicht schlapp macht, und ich bin gespannt, was mich hier erwartet, nachdem ich die Songs von einer Homepage für die Presse heruntergeladen habe.
Es beginnt spannend, muss ich sagen. High-Pass Voices zusammen mit einem Syntharpeggio, wahrscheinlich ein Software Jupiter, 2x3 und einmal 2 rhythmisch, was zusammen auch 8 ergibt, macht den Start, bis eine Stimme schreit und ein wirklich fett abgemischter Rock meine Boxen zum Zittern bringt. Danach geht es mit einem unvorhersehbaren Mix aus düsterem Punk-Rock, Surfsound, Doublebasses und ausgefeilten Chören weiter. Das Zeug ist hammermässig produziert und lässt mich spontan an Sum 41 denken, aber wahrscheinlich eher des Namens wegen. Sie klingen definitiv viel düsterer und der Ablauf der Komposition klingt spannend, wie gesagt, für mich unprognostizierbar, was als Nächstes kommt.
Der nächste Track beginnt gleich Vollgas, erneut mit einer Art Surf-Punk-Rock, wird aber durch süsse Streicher unterbrochen, welche nachher zusammen mit dem Rest im zweiten Chorus als wuchtige Wand blasen. Der Sänger hat einen typisch englischen Charakter, die Harmonien sind interessant gesetzt, zwischendurch gibt es wie programmiert klingende Drum Fill-Ins. Hier wurde mit Sicherheit versucht, eine Art Hymne zu schaffen, was, trotz der knackigen Kürze, gut gelungen ist. Wieder überrascht mich die Produktion, die kaum fetter daherkommen könnte, jedoch immer noch klar die einzelnen Instrumente unterscheiden lässt.
Hier wechselt sich Fast-Punk mit melodiösen Parts ab, dazwischen wird auch mit Gitarren-Overdubs richtig schwer gerockt. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Publikum zwischen 15 und 35 dazu an einem Open Air headbangt und dann wieder pogend herumhüpft. Im Text geht es eigentlich um die Liebe zu jemandem, soweit ich das richtig verstanden habe.
Muss eine ziemlich psychopatische Beziehung sein.
Ziemlich unvorhersehbar, abwechslungsreich, horrormässig und dann wieder fast zuckersüss im Refrain erzeugt dieser druckvolle Midtempo-Titel auch eine düstere Märchenstimmung. Ich persönlich hätte vielleicht andere Synthieklänge genommen, aber zweifelsohne verleihen die künstlichen Klänge dem Gesamten Fülle und einen speziellen «Dream Theater»-Charakter. Langweilig wurde es mir bis jetzt nie, mehr Wechsel kann man wohl auch kaum in ein Stück einbauen.
Erneut beginnt ein Jupiter Synth-Sound, während das Schlagzeug im 80er Jahre Stil im Hintergrund wie aus einem Keller klingt. Die Strategie, nachher dann umso härter loszudonnern, geht auch bei diesem teilweise eher langsamen Titel auf. Am Schluss erklingt sogar noch ein Piano, das verhallt eine kleine Melodie spielt.
Fazit:
Für Fans von Heavy Metal bis zu Punk-Rock, stilmässig von SUM 41 bis zu Dream Theater, wird diese hervorragend produzierte Scheibe ein wahrer Lichtblick sein. Zeitgemäss düster, kraftvoll gespielt und unglaublich abwechslungsreich drückt der Sound aus den Töpfen. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass diese Band mit den fünf Tracks hervorragend an grosse Open Airs passt.