Humor ist, wenn man trotzdem lacht
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Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Kürzlich schrieb Autorenkollegin Kathrin Schrocke, auf Instagram: «Als Autorin realistischer Jugendromane rangiert man kommerziell gesehen kurz vor moderner Lyrik und knapp hinter Reiseführern über die Uckermark». Danach habe ich erst einmal eine ganze Weile lang nichts gesehen, weil mir die Lachtränen nur so aus den Augen schossen und über die Wangen liefen. Noch nie hat jemand meine berufliche und finanzielle Situation so treffend und gleichzeitig so witzig beschrieben wie Kathrin Schrocke in diesem einen Satz. Link zum Post.


Vielleicht versteht man jetzt, warum Jugendbuchautor*innen vor Lachen am liebsten zusammenbrechen würden, wenn jemand fragt: «Können Sie von Ihren Büchern leben?» Aber werden wir bei allem Humor mal ernst, denn Humor ist leider keine Währung, mit der man einkaufen oder die Miete, die Krankenkassenrechnung und andere Rechnungen begleichen kann. Dazu schreibt Kathrin Schrocke in ihrem Post: «Ich finanziere meine bizarre Leidenschaft, nämlich das Schreiben über zeitgemässe Probleme zeitgemässer Teenager, durch ausgedehnte Lesereisen und durch Auftragsarbeiten …»


So machen es die meisten von uns. Einige sichern sich finanziell auch mit Teilzeitpensen in anderen Jobs ab, wo sie dann zum Beispiel fürs Auffüllen von Regalen ein Vielfaches von dem verdienen, was sie mit ihren Büchern einnehmen. Ab und zu gewinnen wir Jugendbuchautor*innen auch Preise, also so richtige (und auch richtig tolle) für unsere Bücher, was dann in der Presse meistens unerwähnt bleibt, weil …. siehe den Abschnitt über die moderne Lyrik und die Reiseführer über die Uckermark.


Die wirklichen Herzblutschreiberinnen unter uns machen trotz allem unverdrossen weiter, wobei wir zuweilen schon mal fremdgehen und uns aus ganz pragmatischen Gründen dem Schreiben von Liebesromanen über töpfernde Aussteigerinnen in der Toscana oder Lamazüchterinnen in der Provence zuwenden, denn damit besteht zumindest eine theoretische Chance auf ein Aufsteigen in den Verkaufsranglisten. Zur Not tut es auch ein Krimi für Erwachsene, wobei man uns dann – wenn wir uns nicht für ein gut klingendes Pseudonym entscheiden – vorwirft, dass wir zwar Kinder- und Jugendbücher können, aber halt leider Gottes keine Bücher für Erwachsene. Umgekehrt funktioniert das übrigens ganz anders: Da bekommen Autor*innen von Büchern für Erwachsene zuweilen schon fast einen Orden und mindestens eine halbe Seite Buchbesprechung in einer Zeitung, wenn sie ihr Können uneigennützig in den Dienst der Kinder- oder Jugendbuchliteratur stellen.


Es gab Zeiten, da habe ich meine Situation beweint (ganz ohne Lachtränen). Wo es mir so schlecht ging, dass ich mich im dunklen Loch der Bedeutungslosigkeit verirrte. Wo ich ans Aufhören dachte. Oder wahlweise an das Schreiben einer herzerweichenden Liebesgeschichte über eine Imkerin in Zentralisland oder eines hippen Regionalkrimis, der entweder in Zürich oder im Bündnerland spielt, weil das St. Galler Rheintal als Krimischaupatz so unsexy zu sein scheint wie eine ausgeleierte gelbe Unterhose.


Aber es ist so: Ich bin Überzeugungstäterin. Und so eine chiibig-ufrächt-Tante. Missionarin und Rebellin in einem. Ich liebe Jugendbücher und ich liebe es, sie zu schreiben. Weil Weinen extrem kontraproduktiv und kreativitätstötend ist, habe ich zum Humor zurückgefunden. Themen, über die ich lachen kann, gehen nie aus. Zum Beispiel kürzlich: Da wollte ich im lokalen Buchladen zwei Jugendbücher bestellen. «Auf welchen Namen?», fragte die nette Verkäuferin. Und als ich ihn gesagt hatte: «Wie buchstabiert man das denn?» Ich habe den ganzen Heimweg vor mich hingegrinst, ein Vergnügen, das mir wohl entgangen wäre, wenn ich mit meiner zentralisländischen Imkerin die Bestsellerlisten gestürmt hätte.


Und so ist mein Berufsleben mittlerweile nicht nur erfüllt, sondern auch ziemlich lustig und fidel. Nur kürzlich, da ist mir das Lachen total vergangen. Da hat mich ein neuer Verlag ernst genommen. So richtig ernsthaft ernst. Ich habe beinahe geweint. Vor Freude.

PS: Kathrin Schrocke ist auf Instagram als @kathrinschrocke unterwegs und dort generell sehr lesenswert. Ein Follow lohnt sich also auf jeden Fall.

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