Wo Schwingungen überdeutlich werden
Bild/Illu/Video: Christian Imhof

Wo Schwingungen überdeutlich werden

Schwingungen gehen von überall aus. Bäume zum Beispiel können uns in Wohlbehagen hüllen, während wir im Wald baden, wie es neumodisch so schön heisst. Wenn wir barfuss durch das weich-nasse Moos waten, mit ausgestreckten Armen durch das Dickicht aus Grün schreiten und die saubere Luft in unsere Lunge ziehen. Die meisten Menschen fühlen sich durch die Schwingungen eines Waldes wohl. Derselbe Wald kann aber auch Gefahr oder Unbehagen aussenden, weil vielleicht gerade vorhin ein Wolf vorbeigekommen ist. Nur wissen wir das nicht. Fühlen tun wir es aber allemal. Der siebte Sinn. Instinkt.


Oder seien es unsere Mitmenschen, die durch ihre blossen Gedanken aussenden, ob sie angesprochen werden möchten oder nicht. Wir können all das wahrnehmen, auch wenn wir diesen Menschen nicht einmal kennen. Nicht einmal ansprechen. Nur ist es uns kaum bewusst. Wir tun einfach. Katzen gelten als besonders beruhigende Wesen. Wieso? Weil sie durch ihr Schnurren und ihr ruhiges Verhalten Ruhe aussenden. Katzen legen sich ganz selbstverständlich auf unsere Bäuche und tun nichts. Es wirkt beruhigend. Wir saugen diese Schwingungen auf wie ein Schwamm das Wasser. Stellen Sie sich Länder vor, die Sie bereist haben. Jedes Einzelne sendet eine ganz eigene Schwingung aus. Manche Länder haben Ihnen besser gefallen als andere. Die, die Ihnen am besten gefielen würden Sie am liebsten wieder bereisen, oder nicht? Weil Sie die Schwingungen dieses Landes wohl auch wahrgenommen haben, nicht nur die Palme und das Meer als solche. Wohl auch wie es sich zum Beispiel anfühlte, an einem verregneten Tag in einem winzigen VW Bus zu sitzen.


Zusammengepfercht auf der Sitzbank. Gezwungen dazu, Nähe zuzulassen und vielleicht als Familie den ganzen Tag Spiele zu spielen. Während draussen ein Sturm tobte und dieser winzige VW Bus einer Familie Schutz bot und eine Behaglichkeit ausstrahlte, die auf jedes Familienmitglied überging. Mit seinem verbrauchten Geschirr, den Dellen und Gebrauchsspuren wies der alte VW Bus auf, dass er schon viel herumgekommen ist. Er wurde gebraucht und hat wohl viele Abenteuer erlebt. Um das zu spüren, musste die Familie lediglich darinsitzen.


Jeder noch so kleine Perspektivenwechsel wühlt in uns, grabt Gefühle aus. Wir fühlen uns wohl oder nicht. Schwingungen erzeugen Atmosphären. Und diese wiederum erzeugen Erinnerungen.


Erstaunlich empfinde ich die Schwingungen zwischen Mutter und Kind. Manchmal kann ich es selbst kaum in Worte fassen, wie bewegend ich diese Kommunikation zwischen diesen beiden Menschen empfinde. Vor ein paar Wochen wurde ich zum zweiten Mal Mutti. Meine Tochter bekommt just in dem Augenblick Hunger, in dem ich die Treppe vor der Haustüre hinauf gehe. Nachdem sie ein paar Stunden mit Papa war. Sie kann mich nicht hören, wenn ich die Treppe raufgehe. Sie fühlt, dass ich komme. Steht ein Ereignis bevor, wie ein grosser Besuch, fühle ich mich gestresst, weil alles sauber sein soll. Meine Tochter spürt es und kommt nur schlecht in den Schlaf.


Je entspannter ich selbst bin, umso länger schläft mein Baby im Tuch, welches ich mir an den Bauch gebunden habe. Jede klitzekleine Aufregung in mir, wird von meiner Tochter registriert und sie selbst wird unruhig. Manchmal wird sie unruhig und dann frage ich mich wieso. Reflektiere ich mich selbst, weiss ich wo die Unruhe herkommt. So viele Empfindungen gehen in mir unter im Strudel des Alltags. Doch gehen sie leise hin und her, von Körper zu Körper, zwischen dem Tuch. Sie muss dafür nicht einmal im Tuch gebunden sein.


Emotionen und ihre Schwingungen gehen weit über Körperlichkeit hinaus. Und meine Tochter und all ihre Babys da draussen decken jede einzelne Empfindung auf, wie ein Memorie, auch aus weiter Entfernung. Es ist erstaunlich, wie sehr uns Babys wieder zu uns selbst kommen lassen. Wie sie uns geradezu zwingen, uns selbst wieder mehr wahrzunehmen, obwohl sie nichts sagen können. Sie orientieren sich an unseren Gefühlen. Wir leben ihnen vor, wie es ist, sich gut oder schlecht zu fühlen. Wir übertragen jede noch so winzige Regung in uns. Ist es da nicht verwunderlich, dass Babys schreien, vor lauter Eindrücke? Sie werden lediglich überschwemmt von Bildern, Gefühlen, Farben und Formen. Noch dazu wachsen sie und lernen…das ist aber eine andere Geschichte. Babys brauchen ihre Mamis und Papis. Möchten wir es ihnen leicht machen, dafür sorgen, dass es ihnen wirklich gut geht, tun wir wohl gut daran, wenn wir schauen, dass es uns selbst gut geht.

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