The Wooshing Sound of Deadlines
Als eher chaotische Autorin mit einem Hang zum Prokrastinieren brauche ich einen fixen Abgabetermin. So sehr, dass ich mich auch schon als Deadline-Junkie bezeichnet habe. Immer auf den letzten Drücker, aber (fast) nie zu spät. Diese Kolumne zum Beispiel erscheint alle zwei Wochen, sie wird jeweils am Mittwochmorgen aufgeschaltet, und meistens schicke ich sie irgendwann gegen 22.00 Uhr am Dienstagabend ab.
Bei meinen Büchern, für die ich mit Ausnahme meines Erstlings stets den Vertrag unterzeichnet habe, bevor ich die Geschichte überhaupt geschrieben hatte, legte der Verlag einen Abgabetermin fest. Im Gegensatz zu Kolumnen liegen Abgabetermine für Bücher in weiter bis sehr weiter Ferne, so weit hinten am Horizont, dass ich anfangs gerne in den Irrglauben verfalle, ich hätte alle Zeit der Erde, obwohl mich die Erfahrung längst das Gegenteil gelehrt hat. Natürlich endet das dann immer in einer Aufholjagd, und weil Bücher schreiben ein langwieriger Prozess ist, dauert diese Aufholjagd normalerweise mehrere Wochen und ähnelt einer Achterbahnfahrt, auf der ich öfters gerne aussteigen würde (aber leider nicht kann) und gegen Ende einfach hoffe, nicht ungebremst über die rote Linie zu sausen.
Ich kenne Autor*innen, die nicht einmal in die Nähe des Abgabetermins gelangen, weil sie voller Freude mit Vollgas losschreiben und viel zu früh fertig sind (ja, ich bin neidisch!), ich kenne viele wie mich und ich kenne solche, die es ab und zu nicht schaffen. Zwei Mal gehörte ich auch zur letzteren Sorte, weshalb das Wort fast im ersten Absatz in Klammern steht; einmal, weil ich mich mit meinen Figuren in der Geschichte verloren hatte und einmal, weil der von mir geschaffene Bösewicht so böse und vor allem so intelligent war, dass ich respektive meine Buchfiguren ihn nicht besiegen konnten und in jeder von mir an- und durchgedachten Version zu Tode kamen, was ich natürlich nicht wollte.
Im Augenblick schreibe ich an verschiedenen Projekten. Für eins davon habe ich einen Vertrag mit einer Deadline, und ich kann ziemlich stolz berichten, dass ich (noch) extrem gut in der Zeit liege. Für alle anderen habe ich keinen Vertrag, und ich muss sehr zerknirscht gestehen, dass ich mit allen grausam im Verzug bin. Ich habe schon versucht, mir selber Deadlines zu setzen, aber das funktioniert leider nicht. Um es mit den Worten von Douglas Adams zu sagen: diese Deadlines whooshen (sehr) fröhlich an mir vorbei.
Seitenwechsel: Als Verlegerin bin ich extrem dankbar für Autor*innen, die ihre Texte termingerecht abgeben, denn auch uns sitzen Deadlines im Nacken. Der Produktionsprozess für die da bux Bücher ist eng getaktet. Lektorat, Korrektorat, Coverentwürfe, Klappentexte, Gut zum Druck, der Druck selber, Medienarbeit und so weiter. Alles ist wie ein riesiges Domino. Fällt ein Stein in diesem Prozess, fallen auch die anderen. Aber wem sage ich das? Sie kennen das bestimmt auch aus Ihrer Arbeit.
Und deshalb meine Frage: Wie haben Sie es denn so mit den Deadlines? Sind sie für Sie eher sportliche Herausforderung oder Stress? Eine grosse Hilfe oder ein hemmendes Hindernis? Welchen Sound ordnen Sie einem Abgabetermin zu? Den einer Alarmsirene, nervender Liftmusik oder einem entspannten Reggaesong?