Nachgefragt bei Jonas Bürkli vom Chapella Open Air
Bild/Illu/Video: Martin Kaegi

Nachgefragt bei Jonas Bürkli vom Chapella Open Air

Hallo Jonas. Ich wohne in St. Gallen und wusste bislang nichts von diesem, sich zum 40. Male wiederholenden Event. Ein uninformierter Unterländer eben. Gehört habe ich bis jetzt lediglich, dass es sich um das älteste Open Air in Graubünden handelt.  Kannst Du in ein paar kurzen, knackigen Sätzen für Unsere Leserschaft erklären, um was es sich dabei handelt und warum man Euch besuchen sollte?

Nicht nur die grandiose Kulisse mit speziellem Festivalgelände und Konzertarena, sondern auch der Zeltplatz mit Bühnensicht und die familienfreundliche Stimmung mit Kinderbetreuung und Spielmöglichkeiten zeichnen uns aus. Auch die nicht gewinnorientierten Preise und ein abwechslungsreiches Verpflegungsangebot machen das älteste Musikfestival in der Bündner Natur zu einem atemberaubenden Erlebnis.

Die Massnahmen der letzten zwei Jahre haben viele Veranstalter schwer getroffen. Wie sah es bei Euch aus? Eurer Homepage chapella.ch entnehme ich, dass ihr 2020 eine Zwangspause einlegen musstet, 2021 aber wie gewohnt weiterfahren konntet?

Das ist richtig. Wir hatten einige Einschränkungen, wie zum Beispiel die Einzäunung unseres Geländes sowie die zu diesem Zeitpunkt geltende Testpflicht. Trotz dieser Herausforderungen konnten wir ein geniales Open Air mit sehr zufriedenen Zuschauern geniessen.


Seit vierzig Jahren gibt es Euch schon: Ist noch jemand der alten Garde dabei?

Ja, zum Beispiel das Gründungsmitglied Phil Benesch, der noch immer hinter dem Mischpult steht, sowie zahlreiche Helfer und Vereinsmitglieder. Zudem haben wir im OK Mitglieder, die in zweiter Generation unser Legendäres Open Air weiterführen.


Wie kam es, dass man im Oberengandin 1982 (oder 1981, weil ja ein Jahr fehlt?) ein Open Air auf die Beine stellte? Habe ich mir eine etwas verspätete Woodstock-Generation vorzustellen?

Anfang der 80er Jahre stellten einige aufgestellte Engadiner zusammen mit der Kirchgemeinde einen Jugendanlass auf die Beine, aus dem dann Das Chapella Open Air hervorging.


Ein spezieller Punkt des Festivals ist ja sicher die wunderbare Natur und der Ausblick rund herum. Wie steht die Gemeinde Zernez dazu? Habt ihr demonstrierende Umweltfreaks und Tierschützer rundherum? Was macht ihr, um die Flora und Fauna nicht zu stark zu beeinträchtigen?

Tatsächlich hatten wir nie solche Schwierigkeiten. Dies liegt sicherlich auch an unserem grandiosen Publikum. Uns fällt es jeweils schwer bei unserer Aufräumaktion auf dem Platz einen ganzen Abfallsack zu füllen.


Mit wie vielen Leuten rechnet ihr etwa?

Dieses Jahr rechnen wir wieder mit etwa 500 Personen auf Platz.


Line-Up: James Gruntz und Marc Amacher waren mir persönlich bereits ein Begriff, auch den Namen Noxx habe ich irgendwo schon gelesen. Viele andere Acts sagen mir jetzt rein vom Namen her erst einmal noch nichts, ich gehe aber auch langsam aber sicher gegen die 50 zu und bin bei den vielen Newcomern nicht mehr so up to date. Doch wenn ich mich kurz durch Euer Programm höre, empfinde ich es als sehr abwechslungsreich, auch manchmal völlig modern und im Trend bei Jüngeren, und entdecke die eine oder andere Perle, die ich mir wenigstens zu merken versuche.
Wie wählt ihr bei der Flut an Bands und Künstlern aus?

Pascal Benesch, unser Musikverantwortlicher, stellt jedes Jahr ein grandioses Programm auf die Beine. Hier kann er sicherlich von der Erfahrung seines Vaters zehren, der Jahrzehntelang diesen Posten innehatte und fest im Musikbusiness vernetzt ist. Und somit können sich unsere Zuschauer auch dieses Jahr auf qualitativ hochwertiges Programm freuen.


Gibt es vom Musikstil oder von der Altersgruppe her ein Zielpublikum?

Uns ist wichtig, dass alle unsere Zuschauer ein tolles Open Air erleben. Somit haben wir für junge Erwachsene, sowie Familien mit Kindern ein tolles Programm auf die Beine gestellt.


Etwas merkwürdig finde ich, dass ihr keinen Alkohol ausschenkt, obwohl das ja bei den riesigen, voll kommerziellen Veranstaltungen fast die Haupteinnahmequelle darstellt. Viele Besucher des SG Open Airs wissen ja vor lauter Konsumation gar nicht, ob überhaupt Musik gespielt hat.

Dies ist ein wichtiger Teil unseres Traditons-Bewusstseins. Wie erwähnt ist das Chapella aus einem Jugendfestival hervorgegangen. Trotzdem müssen unsere Zuschauer nicht auf das Kühle Blonde verzichten, Getränke dürfen gerne mittgenommen werden.


Wie sieht es aus, seid Ihr gerade im Stress oder beginnt die wahre Herausforderung erst kurz zuvor? Wie lange braucht Ihr dafür, so ein Festival auf die Beine zu stellen?

Da wir mit sehr langjährigen Partnern zusammenarbeiten, stehen wir natürlich nicht vor so einer grossen Herausforderung wie Festivals, die in den Anfängen sind. Trotzdem beginnt die Planung jeweils bereits im Frühjahr, damit alles reibungslos funktioniert. Hierbei würde ich mich gerne gleich bei unseren Partnern bedanken, ohne diese wäre es unmöglich, unser tolles Festival auf die Beine zu stellen.


Was mich und wahrscheinlich viele andere brennend interessieren würde: Gibt es besondere Anekdoten mit Künstlern, peinliche Momente oder handfeste Skandale aus den letzten vierzig Jahren?

Klar. Zum Beispiel als vor Jahren aus Versehen zehn Kilogramm getrocknete Steinpilze für den Risotto bestellt wurden. Zum Glück konnte dieser retourniert werden.

Habe ich etwas vergessen zu fragen oder gibt es etwas, das Du oder Ihr noch loswerden möchtet?

Wir freuen uns wahnsinnig auf unser Festival. Kommt vorbei und lasst euch von unserer atemberaubenden Atmosphäre verzaubern.

Herzlichsten Dank für das Interview und «Toi, Toi, Toi», gutes Gelingen und viel Erfolg! Es klingt auf jeden Fall sehr spannend!

Auch von meiner Seite besten Dank für das tolle Interview.

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