Wie schafft man es gelassener zu werden?
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Wie schafft man es gelassener zu werden?

In der Ruhe liegt ja bekanntlich die Kraft. Und tatsächlich ist es für unsere Gesundheit auf Dauer nicht zuträglich, wenn wir uns ständig aufregen. Unser Blutdruck und unsere Herzfrequenz steigen und wir schütten Stresshormone aus, die auf Dauer sogar unser Immunsystem schwächen können.


Also wäre es nicht nur für unsere Umgebung, sondern auch für uns selbst sehr gut, wenn wir etwas entspannter im Alltag sein könnten. Gesundheitsprophylaxe sozusagen. Doch häufig ist dies einfacher gesagt als getan.


Meist hat innere Anspannung etwas mit (zu) hohen Ansprüchen zu tun.


Wenn unsere Mitmenschen viel von uns erwarten, ist es hilfreich zu überlegen: «Was ist mir wichtig?» «Was möchte ich eigentlich?» Das hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern mit der Tatsache, dass wir unser Leben leben und nicht das von anderen. Das gilt übrigens auch für die Ansprüche unserer Kinder an uns. Ab dem Kindergartenalter können Kinder sehr wohl anfangen zu lernen, dass auch wir als Erwachsene das Recht auf eigene Wünsche und Bedürfnisse haben, die nicht zwingend mit ihren übereinstimmen müssen.


Auch unserem Partner, unseren Freunden und der lieben Verwandtschaft können wir durchaus die Fähigkeit zusprechen, uns als Individuen wahrzunehmen mit Recht auf eigenen Interessen und Anspruch auf Zeit nur für sich.


Wenn man einmal erkannt hat, wie viele Arme eigentlich gleichzeitig an einem ziehen, ist der Schritt zur Befreiung leicht. Man muss sich lediglich das Recht und den Mut heraus nehmen gelegentlich zu sagen «Danke für euer Interesse an mir, ich entscheide allerdings selbst was ich tun werde und was gut für mich ist.»


Was aber viel häufiger der Fall ist, ist dass unsere Unentspanntheit ganz alleine daher rührt, dass wir selbst zu grosse Erwartungen an uns selbst haben. Auch hier lohnt sich ein kritischer Blick. Sind meine Ansprüche an mich realistisch? Wie kommt es, dass ich bestimmte Dinge von mir selbst erwarte?


Perfektionismus ist ein Rennen gegen sich selbst, in dem die Ziellinie wie von magischer Hand immer weiter nach hinten geschoben wird und somit ein Siegen nie möglich ist. Wenn man das einmal verstanden hat, wird perfektionistisches Verhalten doch gleich viel unattraktiver, oder?


Hinzu kommt, dass niemand gerne perfekte Menschen um sich hat. Denn in ihrer Nähe fühlt sich jeder unzulänglich und ungenügend. Daher sind perfekte Menschen oft sehr alleine und einsam. Auch das ist etwas, was uns zufrieden mit unserer Unperfektheit stimmen muss.


Und wenn es überhaupt nicht erstrebenswert ist perfekt zu sein und es allen anderen recht zu machen? Dann kann man das Leben viel entspannter sehen.


Doch was ist, wenn mich lärmende und streitende Kinder aus der Ruhe bringen oder mein Partner, der ständig alles herum liegen lässt? Wenn man die Situation oder die Menschen um sich herum nicht ändern kann, kann man immerhin die eigene Einstellung ändern.


Unser brillantes Gehirn ist ständig darauf aus uns zu helfen. Es tut eigentlich immer genau das, was wir ihm sagen. Wir sagen oder denken (unbewusst) Dinge, die unser Gehirn dann auch eins zu eins für uns umsetzt. Die Krux an der Sache ist, dass wir oft die falschen Dinge sagen/denken und diese dann umgesetzt werden. Beispiel gefällig? Wie oft sagt ihr im Alltag «das geht mir auf den Geist», «Ich halte das nicht aus», »ich raste gleich aus» «das nervt» und so weiter? Die meisten Menschen sagen oder denken solche Sätze fast täglich. Und unser Gehirn versteht das als Aufforderung, dass es, um uns zu unterstützen, entsprechende Hormone ausschüttet und unseren Blutdruck erhöht, damit wir gut durch die vermeintliche Stress- oder Gefahrenlage kommen.


Dadurch wird für uns die Situation aber nicht angenehmer, im Gegenteil, wir sind angespannt und unser ganzer Körper ist in Aufruhr.


Daher ist es viel hilfreicher zu denken «ich komme gut mit allen möglichen Lebenslagen klar», «ich kann mich anpassen», «Kinder sind nun mal laut», «Mein Mann ist unordentlich, ich erkläre es ihm nochmal in Ruhe, dass das für mich so nicht passt». Dies braucht sicher eine gewisse Zeit der Umgewöhnung, aber wenn ihr zunächst einmal beobachtet was ihr denkt und wie alleine diese Gedanken zu eurer Angespanntheit beitragen, habt ihr schon den ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht.

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