Tatort Lavabo
Bild/Illu/Video: Mariann Hasler

Tatort Lavabo

«Muss ich hier mal den Siphon abmontieren?» höre ich ihn fragen.

Es ist noch nicht lange her, da habe ich mal mit dem Saugstöpsel versucht den Abfluss wieder frei zu bekommen. Bei «meinem» Lavabo hat es funktioniert. Bei seinem anscheinend zu wenig oder habe ich dort keinen Abflussreiniger nachgeschüttet?

«Wenn du meinst. Aber ist das die richtige Arbeit für dich, so kurz vor dem Essen?» gebe ich zu bedenken. Das geht schon, meint Peter. Das sehe ich zwar anders, aber Widerstand ist zwecklos, das spüre ich. Sein «Schlösserblut» drückt durch, diese Angelegenheit muss jetzt erledigt werden. Schon nimmt er die Schubladen aus den Schienen. Ich leiste Unterstützung in dem ich einen Lumpen und ein Plastikbecken bringe. Es ist anzunehmen, dass das Ablaufrohr nicht ganz frei von Rückständen und Wasser sein wird. Danach verschwinde ich wieder in der Küche, nicht ohne mich nochmals versichert zu haben, ob er das wirklich machen wollte. Wir könnten die Arbeit auch tauschen.

Kurz darauf höre ich ein Husten, das eher einem Würgen gleicht. Ich kehre zurück ins Badezimmer und biete nochmals meine Hilfe an. Die dieses Mal gerne angenommen wird. Aus dem Ablaufrohr lampt ein undefinierbares, graues, nasses Etwas. Zwei Jahre Seifen- und Zahnpastarückstände, vermischt mit allem was sonst noch ins Lavabo gespuckt und abgewaschen wird. Ich hole meine Gummihandschuhe und ziehe an dem grusligen Ding. Die schlammartige Masse platscht ins Becken. Ich lasse Wasser nachlaufen, spüle das Röhrchen durch. Peter hat sich erholt und montiert das zweite Teil ab. Da geht wirklich nicht mehr viel durch. Anstatt der zwei Zentimeter Durchmesser, ist das Loch nur noch einen Zentimeter breit.


Den Siphon lassen wir dieses Mal noch dran. Die getroffenen Massnahmen werden das Wasser genügend abfliessen lassen.
Mein Einsatz ist beendet. Ich nutze aber noch die Gelegenheit wieder einmal darauf hinzuweisen, dass bei der Duschbrause im unteren Bad immer noch eine Dichtung fehlt und eine Abdeckung für das Loch der Tumbler-Abluft. An Peters Gesichtsausdruck kann ich erkennen, dass er das (zwar nicht absichtlich), aber schon lange wieder vergessen hat.


Macht ja nichts, es kommt sicher wieder einmal ein Moment, in dem es subito erledigt wird.

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