Michael von der Heide feiert dreifaches Jubiläum
Bild/Illu/Video: Patrick Mettraux

Michael von der Heide feiert dreifaches Jubiläum

Gratulation zu den drei Jubiläen. Welches feierst du am meisten?

Herzlichen Dank. Ich feiere am ehesten meine 30 Jahre auf der Bühne. Ich habe mir liebe Menschen eingeladen, die mich auf Tour besuchen werden, um mit mir zu musizieren. Zum Beispiel Sina, Kuno Lauener, Betty Legler, Tora Augestad, Greis, Vera Kaa, Christine Lauterburg, Nubya, Christina Jaccard und Tanja Dankner. Alles Musiker/Innen mit denen ich in der Vergangenheit Duette gesungen habe. Den 50. feiere ich am 16. Oktober mit einem Konzert in Amden, wo ich aufgewachsen bin. Darauf freue ich mich auch sehr, zumal der Männerchor mit mir zwei Lieder singen wird.


Hättest du zu Beginn deiner Karriere gedacht, dass du mit 50 immer noch im Showbusiness tätig sein wirst?
Mit Zwanzig habe ich mir überhaupt keine Gedanken gemacht wie das Leben mit 50 sein wird. Und das war wohl gut so.


Wie ist es eigentlich ursprünglich dazu gekommen, dass du auch schon am Anfang französisch gesungen hast? Für viele Jugendliche war das Lernen der Sprache in der Schule ja eher ein Graus…
Für mich war das Französisch in der Schule auch eine Qual. Ich liebte aber die französische Pop-Musik. Damals war Stéphanie von Monaco Nummer eins in den Charts mit ihrem «Ouragan» – oder auch France Gall («Ella elle l`a») und Desireless mit «Voyage Voyage». Das inspirierte mich sehr. Ich ging ja mit 17 Jahren als Jeune Homme au Pair in die Romandie, ging zur Gesangsstunde und schrieb meine ersten Lieder. Französisch wurde zu meiner musikalischen Sprache.


Wie wichtig sind deine «ländlichen» Wurzeln für deine Kreativität?

Die Natur und meine Herkunft inspirieren mich immer wieder. Daraus schöpfe ich Kraft.


Ich erinnere mich an die Zeit als «Jeudi Amour» omnipräsent war. Wie wichtig war dieses Lied für den Verlauf deiner Karriere?
Dieser Hit hat mir Corin Curschellas 1998 auf den Leib und in meine Seele geschrieben. «Jeudi Amour» war für mich ein Türöffner für ein ganz breites Publikum.


Wie gerne spielst du es heute noch?
Ich liebe dieses Lied und singe es an jedem Konzert. Es ist ein Traumsong der irgendwie keine Patina kriegt.


Annette Humpe, Kuno Lauener, Nina Hagen, Daniela Simmons und Paola Felix sind nur einige der grossen Namen, mit denen du bereits zusammengearbeitet hast. Gibt es auf deiner Wunschliste noch eine Person, mit der du gerne mal musiziert hättest, wo es sich aber aus irgendeinem Grund noch nie ergeben hat?
Bis jetzt gingen alle meine Duett-Träume in Erfüllung.


Du hast 12 Alben in den letzten 30 Jahren veröffentlicht. Welches ist dir von denen am besten gelungen oder ist das schwierig nur eines herauszupicken?
Ich weiss, es ist ein Cliché … viele Musiker/Innen sagen, ein Album ist wie ein Baby. Und genau so geht es mir auch. Ich hatte die Möglichkeit, mit den besten Musiker/Innen und Produzent/Innen zu arbeiten. Deswegen steht jedes Album für sich und hat seine Berechtigung.


Wie schwierig ist dir die Auswahl der Lieder für «Echo» gefallen?  
Mir war wichtig neue Songs auf das Album zu nehmen wie zum Beispiel die aktuelle Single «SOS», «Le paradis blanc» oder «Wenn du einmal gehst» das ich mit Heidi Happy zusammen schrieb. Auch eine Neuaufnahme von «Eusereiner chönnt das au» durfte nicht fehlen. Natürlich fanden die erfolgreichsten und schönsten Stücke ihren Platz auf «ECHO».


Was unterscheidet die neue Scheibe von der Sammlung «2pièces»?  
Da liegen 15 Jahre dazwischen. 15 Jahre Erfahrung und Entwicklung.

Was macht einen richtigen Michael von der Heide-Song aus?
Das müsstest du mir beantworten. (Lacht) Ich denke nicht, dass es den gibt. Ich habe total unterschiedliche Musik gemacht. Vom französischen Pop «Paris c`est toi» über das Elektro-Chanson «die Liebenden» zum Volksliedartigen «Hinderem Berg» bis zu meinen jazzigen Songs von meinem letzten Album «Rio Amden Amsterdam».

Häufig hast du auch Lieder aus fremden Federn vertont. Was muss ein Lied haben, damit es in dein Repertoire gelangt?
Es muss mich berühren. Im Herzen, in der Seele und manchmal in den Beinen und in meinem Humorzentrum.


Adrian Stern hat letzthin in einem Interview auf Qultur gesagt, dass er ziemlich viel von dir gelernt hat. Wie wichtig ist es dir in deiner Karriere gewesen Künstlerinnen und Künstler wie ihn zu fördern?

Das freut mich sehr! Er war ein hochbegabter junger Musiker. Ich nahm ihn mit auf Tour und schrieb mit ihm Songs. Ich glaube aber, wir lernten gegenseitig voneinander.


Welche «Grossen» waren am Anfang prägend für deine Karriere?

Ich war mit Vera Kaa anfangs der 90er Jahre auf Tour. Und zwar fuhr ich ihren Wagen, hütete ihren kleinen Sohn und verkaufte die CDs während der Pause. In dieser Zeit hatte ich einen Einblick, wie das Leben als Musiker in der Schweiz in Wirklichkeit aussieht. Auch legendär für mich war das Konzert von Betty Legler im Zürcher Volkshaus – ich sang bei ihr im Chor.

Wenn du so zurückblickst, welche drei Momente waren die schönsten deiner Karriere?

Ich hatte so viel wunderbare Momente für die ich dankbar bin. Es waren bei weitem mehr als drei. Aber ich weiss: die schönsten Momente kommen noch.


Würdest du alles nochmals genau so machen?
Im Grossen und Ganzen ja. Ich halte es nämlich mit dem Welthit von Edith Piaf. «Je ne regrette rien».


Neben der Musik warst du auch regelmässig als Schauspieler tätig. Wie wichtig ist dir das als Ausgleich?
Als Ausgleich würde ich das nicht bezeichnen. Eher als Ergänzung meines künstlerischen Daseins.


Welchen Tipp gibst du Newcomern mit auf den Weg?

Dranne bliibe , dranne bliiibe , dranne bliiibe!

Hin und wieder bist du auch als Diplomierter Pflegefachmann tätig. Wie zufrieden bist du mit der Entscheidung, doch auch noch einen Plan B in der Hinterhand zu haben?
Ich bin meinen Eltern gerade in dieser verdammten Corona-Zeit sehr dankbar, dass sie darauf bestanden haben, dass ich als erstes einen «realistischen Beruf» erlernen musste. Da ich wie alle Künstler/Innen nicht mehr auftreten konnte, war ich froh, mich wieder in meinem ersten Beruf betätigen zu können.


Was sind neben der Tournee deine nächsten Pläne?

Die ECHO-Tour steht natürlich im Vordergrund. Ich bin aber auch wieder in Christoph Marthaler's Inszenierung «King Size» auf verschiedenen Bühnen zu sehen.

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