Lange Nacht der Museen in den Startlöchern
Bild/Illu/Video: Anna Smirnova

Lange Nacht der Museen in den Startlöchern

Hallo Julia. Darf ich so frech sein, und Dich einfach duzen?

Natürlich. Das ist überhaupt kein Problem.


Das freut mich. Wenn ich so auf der Homepage www.langenacht.orf.at/ herumstöbere, sehe ich, dass unzählige Museen und sonstige qulturelle Organisationen involviert sind.

Wie lange braucht so eine Vorbereitung insgesamt?

Wir sind mit der Planung und Organisation dieses grenzüberschreitenden Kulturevents rund ein Jahr lang beschäftigt. Auch wenn nach 22 Umsetzungen vieles bereits Routine ist, braucht es diese Vorbereitungszeit. Es gilt schließlich über 80 Häuser im gesamten Vier-Länder-Eck zu mobilisieren und koordinieren.


Ich kann es mir zwar vorstellen, aber trotzdem die Frage für unsere Leserschaft: Was ist der Zweck einer derartigen Gewaltsleistung?

Wir möchten Menschen für den Museumsbesuch begeistern. Ihnen einen niederschwelligen Besuch ermöglichen und aufzeigen, das Kunst und Qultur eine große Bereicherung für unser Leben sein kann.


Besonders schön finde ich als Schweizer, dass sogar angrenzende Länder im Raum Bodensee involviert sind. Möchtest Du etwas dazu sagen, warum man die dazu genommen hat?

Wir möchten zeigen, dass sich ein Blick über die Grenzen hinaus immer lohnt. Noch viel zu oft ist der Rhein eine Grenze in unseren Köpfen. Und die soll mit diesem Angebot ein kleines Stück weit überwunden werden.


Da ich wie gesagt in St. Gallen wohne und die meisten Leser aus Graubünden stammen, interessieren uns natürlich in erster Linie einmal «Vorarlberg und seine Nachbarn.»


Ich treffe auf eine wirklich genial gestaltete Seite, übersichtlich und perfekt geplant. Die Locations sind durch Spezial-Buslinien oder Fussrouten verbunden und sauber nach mehreren Ortschaften gegliedert. Reguläre (15 Euro) und ermäßigte (12 Euro) Tickets berechtigen zum Eintritt in alle teilnehmenden Kultureinrichtungen, zur Nutzung der Sonderbuslinien sowie zur Nutzung der regulären öffentlichen Verkehrsmittel.


Der nächste Grenzübergang von mir aus gesehen ist in Rheineck-Gaissau. Da gibt es die Alte Stickerei in Fussach, das Rhein-Schauen Museum und das Rheinbähnle und das Schaudepot Höchst. Das werde ich mir eventuell anschauen, und ich klicke einfach auf «Zu meiner Nacht hinzufügen».

Genau. Jeder kann sich in der App oder via Website seine Route individuell zusammenstellen.


Liebe Julia: Ehrlich gesagt bin ich begeistert von der Funktionalität und der Organisation des Ganzen. Ist es so, dass in Österreich einfach immer noch mehr Gelder für Qultur als in der Schweiz zur Verfügung stehen? Ich denke da beispielsweise an die ORF-Studios, welche in jedem Bundesland top ausgerüstet sind und ähnlich aussehen, nicht wie in der Schweiz, wo es mit dem Campus Letschenbach einfach mehr oder weniger eine Zentrale in Zürich gibt.

Einen Vergleich in dieser Form kann ich nicht beurteilen. Ich bin auch immer wieder begeistert von den tollen Formaten in den Kultureinrichtungen auf der Schweizer Seite. Es funktioniert vielleicht anders, aber dennoch sind es immer die Menschen, die in den Häusern tätig sind, die Kunst und Qultur erlebbar machen.


Selbstverständlich interessiert mich auch Bregenz, wo die Museen per pedes erreichbar sind. Obwohl ich ein Kunst-Fan bin, auch selbst male und gestalte, kenne ich ehrlich gesagt nur das Kunsthaus in Bregenz, welches aber schon so gross ist, dass ich einen ganzen Nachmittag darin verbrachte. Frage: Wie soll ich es schaffen, an nur einem Abend von 18.00 – 01.00 auch nur einen Bruchteil der Museen, die mich interessieren, zu besuchen? Was würdest Du uns raten?

Planen Sie die Nacht im Vorfeld und nehmen Sie sich nicht zu viel vor. So bleibt Zeit zum Genießen und sich Treiben lassen.


Ein Satz, der mich ehrlich gesagt ein wenig abschreckt, aber vielleicht einige sogar anspricht: «Bitte beachten Sie zu ihrer eigenen Sicherheit die geltenden Schutzmassnahmen». Es herrscht aber nicht immer noch in AT FFP2-Pflicht in Innenräumen? Oder etwa eine Zertifikatspflicht? (Ich weiss es, aber ob das alle Leser wissen, ist eine andere Frage...)

Nein, derzeit gibt es keine Regelungen. Allerdings kann sich das im Laufe des Herbstes natürlich immer noch ändern. Daher lohnt sich immer ein Blick auf die aktuellen Bestimmungen.


Meine Güte, ich habe wirklich Mühe, mich zu entscheiden. Kannst Du mir vielleicht einen Tipp geben, wo in der Nähe ich am besten diese sieben Stunden von 18.00 bis 01.00 Uhr verbringen soll?

Da tu ich mir auch sehr schwer. Denn alle 82 Häuser bieten ein tolles Programm.

 
Aber ich würde empfehlen, dass du kleine und große Häuser, Galerien und Museen mischt.


In Lindau würde mich noch diese Marionettenoper interessieren, in Liechtenstein/Vaduz natürlich das atemberaubende Kunstmuseum. Doch auch die Schweizer Beiträge interessieren mich persönlich sehr. Auf der Linie 8 Koblach - Altstätten (CH) - Oberriet (CH) – Rüthi gibt es zum Beispiel das Motorradmuseum Wüst-Rheintal in Oberriet. Auch das Museum Prestegg in Altstätten (da bin ich aufgewachsen), ist sehr zum Empfehlen, sofern man sich für Geschichte interessiert. Die Qual der Wahl.

Weisst Du selbst, wie viele Institutionen da insgesamt überhaupt mitmachen?

Bei uns, also in Vorarlberg und seinen Nachbarn, sind es heuer 82 Häuser. In ganz Österreich und darüber hinaus sind es über 700.


Darf ich scheu fragen, was genau Deine Aufgabe beim Ganzen war?

Mein Job ist die Koordination und Organisation dieser Veranstaltung. Zum Beispiel die Produktion des Booklets (Programmheft), die Organisation der Buslinien und vieles mehr.


In St. Gallen findet auch jedes Jahr eine lange Nacht der Museen statt. Aber häufig gibt es dann in bestimmten Galerien eher Musik und Party. Ist das bei Euch auch so?

Die meisten Museen bieten ein buntes inhaltliches Programm. Aber natürlich gibt es auch die eine oder andere Stärkung für die Nachtschwärmerinnen und Nachtschwärmer.


Was würdest Du selbst anschauen gehen?

Wenn es sich ausgeht, werde ich nach Lindau fahren und mir das Monet-Ausstellung im Kunstmuseum ansehen. Das habe ich bislang noch nicht geschafft und an diesem Wochenende gibt es das letzte Mal die Möglichkeit dazu.


Wo verbringst Du diesen 1. Oktober? Gibt es so eine Art Kommandozentrale?

Ich bin dort, wo man mich braucht. Und wenn alles ruhig bleiben sollte, was ich hoffe, werde ich selbst das eine oder andere Museum besuchen.


Falls, - ich betone: Falls! - jemand nach diesem Interview noch nicht überzeugt wäre, an diesem vielfältigen Programm teilzunehmen, welches Argument würdest Du ihm auf den Weg geben?

Einfach mal auf den Weg machen und sich treiben lassen.


Der ORF ist ja involviert. Werden Beiträge auch live ausgestrahlt?

Es gibt in der Nacht eine Livesendung im Radio. Von 18:00 bis 22:00 Uhr. Reporter sind unterwegs und besuchen verschiedenste Museen. Welche das sind, kann ich dir allerdings noch nicht sagen.


Für den Moment habe ich gerade keine weiteren Fragen. Welche wichtigen Punkte habe ich in meiner Schusseligkeit vergessen, die Du unbedingt erwähnt haben möchtest?

Ich glaube, das Wichtigste ist gesagt. Am Besten einfach auf den Weg machen.


Na, dann freuen wir Uns und sind sehr gespannt auf den 1. Oktober! Herzlichen Dank für das ausführliche Interview!


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