Herr Hitsch feiert sein Comeback zuhause
Mit viel Schwung betrat Hitsch Brosi am 20.20 Uhr die Bühne des Kellertheaters,
die lediglich mit einem zur Sitzgelegenheit umfunktionierten Baumstrunk ausgestatten
war. Die Fernbedienung in seiner Hand klickte und los konnte die Reise gehen. Gross
wurden im Hintergrund Fotografien projiziert, bei denen erst beim zweiten
Hinsehen auffiel, dass da irgendwas nicht mit richtigen Dingen zu und her gehen
musste. Die Theorie, was wäre, wenn die Erdplatten anders aufeinandertreffen
würden, stellte das bekannte Weltbild mächtig auf den Kopf und trug dabei komische
Früchte. So wirkte der Mount Everest im Vergleich zu den Alpen plötzlich wie
ein Hügel, die Pyramiden standen im Wallis, auf der ägyptischen Sphinx war auf
einmal das Antlitz von Angela Merkel verewigt oder auch das Bundeshaus sah aus wie
eine Moschee. Und das Lustigste daran: Das Zusammenspiel der Erklärungen von
Brosi und den Illustrationen seiner Tochter Rosina machten die Sache irgendwie
plausibel.
Ein vielsagendes Hä?!?
Der zweite Programmpunkt an diesem Abend war die kulturelle Kommunikation. Dort
kam Brosi schnell auf das Schweigen als beliebteste Kommunikationsart der
Bergler zu sprechen. Es sei eben schon so, dass man nicht nicht kommunizieren
könne. Auch schweigen sei eine Aussage, die ihre Wirkung in den seltesten
Fällen verfehle. Ein simples «hä?!?» von einem Bergler könne ausserdem auch auf
verschiedene Art und Weisen interpretiert werden. In der Regel bedeute es
soviel wie: «Ich habe dich schon gehört, doch ich glaube es dir nicht ganz.» Nach
dem Start mit der PowerPoint-Präsentation und vielen Slapstickmomenten ging es anschliessend
ein wenig gesitteter zu und her. Man merkte, dass Hitsch Brosi nicht auf
schnelle «Schenkelklopferwitze» steht, sondern gerne mal Sprüche bringt, die
zum Nachdenken anregen und Tiefgang vorweisen.
Vor der Pause wurde es romantisch und Brosi zündete sogar eine Kerze an, als er ein wirklich schönes, fast schon poetischen Stück vortrug. Die Novelle, schmückte der Wortkünstler mit viel Fingerspitzengefühl und urchigen Prättigauer Ausdrücken aus, was die Herzen des zahlreich erschienenen Publikums zu erwärmen vermochte. Nach der Pause ging es dann weiter mit einem Kochrezept und der Anleitung, wie man die «Grischuns» korrekt zubereitet. Dabei liess es sich Brosi nicht nehmen, ein paar Charakteristiken der jeweiligen Regionen einzuflechten und hin und wieder auch mal ein paar unbeliebte Themen wie der Baukartell-Skandal im Engadin anzuschneiden. Zuletzt gab es sogar noch ein Märchen, in feinster Trudi Gerster-Manier vorgetragen, welches das Thema Jagd behandelte. Für Sprachbegeisterte ist das neue Brosi-Stück ein echter Ohrenschmaus, denn der Altmeister schlüpft nicht nur mit einer begeisternden Leichtigkeit von einer Rolle in die andere, auch auf unterschiedlichste Dialekte und Sprachen scheint er mit spitzbübischer Freude und ohne grosse Mühe zurückgreifen zu können. Und das ist für einen Bergler wie ihn nun doch schon recht aussergewöhnlich. Das Stück «Alpenfalten und Stirnrunzeln» wird noch am 17. Und 18. März im Kellertheater des Kulturhauses Rosengarten aufgeführt. Ein unvergesslicher Kleinkunstabend mit viel Humor und Tiefgang ist dabei garantiert.