Gib ohne zu erwarten
Bild/Illu/Video: Christian Imhof

Gib ohne zu erwarten

Die Stimme meines Verstanden verstummen zu lassen habe ich gelernt. Habe gelernt auf mein Herz zu hören, und doch kann ich ihm nicht folgen. Bin gefangen in den Strukturen eines vorgefertigten Lebens. Träume habe ich. Träume vom Reisen in fernen Ländern, vom Entdecken anderer Qulturen und kennenlernen fremder Menschen.

War es Schicksal, dass ich einem fremden Menschen, den ich am Bahnhof sah, entgegenging und ohne Grund ein Gespräch begann.


Was sah ich in diesem Menschen, dass mich dazu verleitete? War es Zufall, dass diese Begegnung schlussendlich dazu führte, dass dieser Mensch mein Bruder, mein Seelenverwandter wurde? War es vorbestimmt, dass ich von einem so wertvollen Freund jäh getrennt werden musste? Tränen treten mir in die Augen, die Unbarmherzigkeit der höheren Macht hat mein Herz für einen Moment verstummen lassen. Mein Herz schmerzt mir. Es ist kein Ende, kein Anfang, es ist ein Weiterleben unter erschwerten Bedingungen. Trotzdem beschreiben all meine Worte nur ansatzweise was ich in meinem Herzen fühle. Ich fühle eine tiefe Verbundenheit, eine Verwandtschaft der Seelen. Nichts in der Welt hat den gleichen Wert, wie ein Freund, der dich vollends verstehen kann. Maktub - Es steht geschrieben. Es wurde so vorherbestimmt.


Ich muss den Weg gehen, der mir aufgetragen wurde. Es wird kein leichtes sein, das Leben zu führen, dass mein Herz sich für mich wünscht.


Zu Ende dieses Jahres werde ich meine gewohnte Umgebung verlassen. Ich werde mich in ein fremdes Land wagen. Doch ich werde dort die Wärme und Güte meines Herzens verbreiten. Werde weiterhin der Mensch sein, der ich bereits bin und weiterhin sein möchte. Werde neue Freundschaften schliessen, werde neue Orte und Seelen kennenlernen. Werde Erfahrung sammeln, werde weinen und lachen. Alles wird geschehen, wie es soll. Heute habe ich gelernt, dass ich mein Leben leite, doch nicht mehr auf das Anfängerglück zählen kann, dass denjenigen zugute kommt, welche es wagen ihre Träume zu verwirklichen. Wie der Jüngling Santiago in «Der Alchimist» von Paulo Coelho, sehe ich mich der Härte des Lebens konfrontiert. Sehe ein, dass mein anfängliches Glück mich nun verlassen hat und nun Durchhaltewillen und Hingabe mehr denn je zählen. Ich muss auf mich selbst achtgeben. Darf meine ehrliche Seele nicht von der Belanglosigkeit des modernen Lebens beschmutzen lassen. Es ist an der Zeit, der zu sein, der ich wirklich sein möchte. Es ist an der Zeit aufzuwachen und meinen Träumen vollends zu folgen.


Die Erfüllung meines Traumes ist näher denn je. Wenige Monate trennen mich von meinem Traum, dann bin ich frei von jeglicher weltlicher Verpflichtung. Denn unnötige Verpflichtungen sind es, die ich aus meinem Leben verbannen möchte. Unvergessliche Momente sowie tiefe und ehrliche Freundschaften sind es, denen ich den rechtmässigen Platz in meinem Leben geben möchte. Meine Seele sprudelt nur so vor purer Energie. Ich versuche eine reine und ehrliche Seele zu bewahren. Wie ein kleiner Prinz durch die Welt zu wandeln. Gedanken kommen und gehen, manchmal haften sie eine Zeitlang, meistens jedoch fliessen sie weiter wie das Wasser eines Flusses. Ich bin nicht meine Gedanken, ich bin derjenige, der die Gedanken beobachtet und entscheidet was davon ich in meine Seele aufnehmen möchte. Es geht darum aufzuwachen und den wichtigen Dingen im Leben den angemessen Platz zu gewähren.


Taten zählen weitaus mehr als Worte. Die Wahrheit hat viele Gesichter. Für mich hat die Wahrheit das Gesicht der Ehrlichkeit, der Güte gegenüber Mensch und Natur, das Gesicht der Freiheit zu tun, was mir beliebt. Tolerant zu sein, niemanden verurteilen noch zu beurteilen. Denn das was wirklich zählt, sieht man nicht. Es ist die Liebe, die wir verbreiten oder zurückhalten, die uns zu dem Menschen macht, der wir schlussendlich sind. Das Prinzip der Liebe ist einfach. Gib und du wirst erhalten. Gib mehr als du jemals erhalten könntest. Und vor allem gib ohne zu erwarten.


Maktub.

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