«Gedankenwirrwarr»
Bild/Illu/Video: Patrick Fore

«Gedankenwirrwarr»

Schreiben kann zur Sucht werden. Der Schriftsteller ist ein Süchtiger, der darauf hofft, etwas zu erschaffen und somit einen Zweck in der Welt zu erhalten. Wann und was soll man schreiben? Wenn die Seele erregt ist? Wenn die Seele ruhig und besonnen ist? Soll man Pausen einlegen, zwischen den Zeilen, die man schreiben möchte? Oder soll man alles am Stück schreiben? Über was soll man schreiben? Soll man über Gefühle, die Gedanken, die Umwelt, die Natur, Geschehnisse oder die Menschen schreiben? Wirklich glücklich wirst du nur, wenn du erschaffst und von deiner Erschaffung an andere weitergibst.


Wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um zu schreiben? Gibt es diesen Augenblick der Offenbarung? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mir die besten Ideen zu den ungünstigsten Zeiten entsprungen sind. Im Büro, inmitten einer Besprechung. Am Bahnhof, als ich kein Schreibzeug bei mir hatte. Beim Cannabiskonsum. Man zieht am Joint, dann hat man eine Eingebung und bevor man sich versieht, ist die Eingebung schon wieder vergessen - im Rausch des Vergessens. Wie kommt man von der Sucht los? Langsam den Konsum abbauen? Einmal vollkommen übertreiben und danach einige Wochen oder gar Monate vom Konsum ablassen? Danach aber wieder wie gewohnt oder sogar mehr zu konsumieren? Wann wird der Genuss zur Sucht?


Schnell zu schreiben, um zu verhindern, dass die Gedanken einen zu grossen Abstand vor der Feder erreichen. Oder aber langsam zu schreiben, gemütlich, ohne Hast die Worte mit der Feder zu notieren und sich dessen ganz bewusst sein. Sich dessen bewusst sein, dass man mit dieser Art, die Dinge aufzuschreiben, eben den einen oder anderen Gedanken vergisst. Dafür allerdings kann man sich auf einzelne wichtige Gedanken konzentrieren.


Alleinsein geniessen, lernen nur mit sich selbst, dem Körper, den Gefühlen und den Gedanken beschäftigt zu sein. Alleinsein muss nicht zwingend ein unangenehmer Zustand sein, wie es oftmals von jüngeren Generationen proklamiert wird. Allein zu sein, kann wunderschön sein. Zeit mit sich selbst verbringen, kann Antworten auf unsere grössten Fragen hervorbringen.


Ich wohne in einem alten Haus, indem man jede meiner Geräusche hört. Jeder Schritt, den ich gehe, jedes Husten oder Räuspern, das ich von mir gebe, ist hörbar vom Dachboden bis in den Keller. Schon lustig, wie einem das gar nicht auffällt, bis ein Mitbewohner, der eine Etage tiefer wohnt, mir etwas aus meinem Leben erzählt.


Nachtmenschen; Dunkelheit geniessen, in die Stille hineinhorchen, die Sterne beobachten, den Mond anbeten, einfach sein…

Zum Schluss eine der seltenen Eingebungen, welche mir nach einem Rausch geblieben sind:

Würden Kinder trotzdem erwachsen werden, falls es keine Erwachsenen mehr gäbe oder falls sie lediglich nie Kontakt zu ihnen hätten? Entwickeln Babys untereinander möglicherweise eine ganz eigene Sprache, falls niemand aussenstehendes ihnen die bestehende, ja bereits voll entwickelte Sprache vorsprechen würde?

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