Gedankenüberfluss
Ich persönlich gehe verschiedenartig vor bei gedanklichem Überfluss. Manchmal, wenn ich Lust und Laune dazu habe, beschreibe ich was mich beschäftigt von der Seele in der Hoffnung, dass etwas Brauchbares daraus wird. So ist auch dieser Beitrag entstanden. Das Schreiben führt allerdings in den meisten Fällen bei mir zu noch mehr gedanklichem Überfluss. Das nenne ich dann im Nachhinein, wenn wieder tagelange Schreibstille Einzug gehalten hat und ich mich endlich wieder entspannen kann, eine Zeit in permamentem Produktionsmodus. An anderen Tagen wünsche ich mir die Gedanken fort, um in Ruhe zu sein und Energie zu tanken. An diesen Tagen unternehme ich vielerlei, um dem Gedankenüberfluss entgegenzuwirken. Zum einen unternehme ich lange, zumeist sehr lange, drei oder vierstündige Spaziergänge den Berg hinauf oder durchs Feld hindurch. Das Resultat nach einigen Stunden ist wie gewünscht die Gedankenleere. Das Innere kann aufatmen, endlich herrscht Stille und nicht mehr das unerträgliche Chaos im Kopf. Doch diese Methode beansprucht viel Zeit, und die habe ich nicht immer und überall sofort zur Verfügung. Arbeit und andere Verantwortungen stehen dazwischen.
Steht mir weniger Zeit zur Verfügung, so fülle ich die Zeit mit Atemübungen, bade im kalten Rheinwasser oder dem nächstbesten Fluss der gerade zur Verfügung steht. Manchmal setze ich mich aufs Sofa und tue nichts im weltlichen Sinn, achte dennoch bewusst auf meine Gedanken und lasse mich nicht von ihnen (ver-)führen. Dann bin ich Herr der Lage und kann mich entspannen. Die Atemübung ist jene von Übermensch Wim Hof, die weltweit bekannt ist. Wim Hof inspiriert viele sportbegeisterte Menschen zu noch mehr Leistung mittels kalten Duschen, Atemübungen und Eisbaden. Ähnliche Übungen, deren Anleitung ich dem Buch der Geheimnisse von OSHO entnommen habe, schaffen ebenso die Möglichkeit des Aufatmens durch gedankliche Leere. (Auch die Bücher Oshos sind weltweit bekannt, wahrscheinlich aber eher einem etwas spiritueller angehauchten Publikum.) Zeitgleich mit dem Beginn der bundesrätlichen Einschränkungen habe ich damals begonnen täglich im Rhein zu baden. Es ist kein Baden wie in der Badi oder am Crestasee. Es war und ist immer noch ein-sich-überwinden und ausharren in der Kälte. Und trotzdem ist es ein Genuss. Im März 2020 damals, in der guten alten Zeit, als ich im letzten Lehrjahr von zuhause aus arbeiten und lernen durfte, bin ich morgens vor den virtuellen Meetings mit dem Fahrrad zum Rhein geradelt um das kalte Nass zu geniessen. Diese Zeit endete glücklich in Form einer geschenkten Berufsmatura, doch das ist eine andere Geschichte.
Eine gänzlich andere Art und Weise den Gedanken ein Ende zu setzten, ist der Drogenkonsum. Nicht suchtartig und des Alkohols wegen, sondern gezielt auf das Resulat der inneren Ruhe hinarbeitend. Als ich jünger war, trank ich noch Alkohol, nicht häufig, aber wenn, dann viel, so dass der Bauch voll und das Hirn leer war.
Seit einiger Zeit ist bloss Cannabis im Spiel. Manchmal mehr, manchmal weniger oder lange Zeit gar nicht. Es verhält sich wie mit vielem im Leben: phasenweise. Zeitweise aber war ich wochenlang an jedem Abend, also immer dann, wenn meine Gedanken anfingen wirklich zu nerven, zugedröhnt und funktionierte nur noch begrenzt.
Kommunizieren über Sprache war dann nicht mehr möglich. Wenn dann noch irgendwelche persönlichen Niederlagen und depressionsartige Stimmungen hinzukamen, war es ganz schlimm für mich. Doch auch ganze Abende bekifft zu verbringen hat eben seine Vor- und Nachteile. Man tut nichts mehr. Nichts, was mein eigentlich hätte tun wollen oder sollen. Auch die Schlafqualität leidet unter exzessivem Drogenkonsum, obwohl es so scheint als schlafe man unter Drogeneinfluss besser (ein).