Frautastisch: Nikolina Gansner
Nikolina Gansner (29) hat zwei Kinder und wohnt in Igis. Sie arbeitet als selbstständige Fotografin und bietet neben Babybauch- und Newbornshooting auch Geburts-, Wochenbett- und Stillfotografie an.
Wie schaffst du es, bei einer Geburt die intimen Momente festzuhalten, ohne dabei die Privatsphäre der Familie zu stören?
Eine Geburt ist ein sehr privater Moment. Es ist darum wichtig, dass sich die Frau beziehungsweise das Paar wohl fühlt und sich bei mir fallen lassen kann. Schamgefühle beeinflussen und verzögern nachweislich die Geburtsdauer und das will keiner der Beteiligten. Ich bin mehr als eine Fotografin, gleichzeitig bin ich Geburtscoach und Stillberaterin. Ich treffe mich im Vorhinein mit den werdenden Eltern, manchmal sogar mehrfach. Dabei geht es mir darum heraus zu spüren, was sich die Frau bei der Geburt wünscht – oder eben nicht. Bei einem persönlichen Treffen merkt man auch schnell, ob die Chemie stimmt. Das ist definitiv Voraussetzung für die Geburtsfotografie.
Und hat die Chemie bis jetzt immer gestimmt?
Kaum zu glauben, aber ja! Bis jetzt war ich tatsächlich immer auf der gleichen Wellenlänge wie die Frauen, die mich als Geburtsfotografin angefragt haben. Es handelt sich nämlich immer um einen ähnlichen Frauentyp. Eine fotografische Dokumentation der Geburt und der ersten Stunden ist definitiv nicht «jederfraus» Sache. Sie alle haben ein sehr grosses Bewusstsein über die Vergänglichkeit des Moments, der Erinnerungen, der Geburt und den ersten gemeinsamen Lebensstunden. Die Frau ist das einzige Transportmittel, um auf die Erde zu kommen. Das fasziniert mich jedes Mal aufs Neue. Ich wurde mit 19 Jahren zum ersten Mal schwanger. Damals war mein Bewusstsein dementsprechend weniger ausgeprägt.
Hast du deine Geburt in diesem Fall nicht fotografisch festgehalten?
Leider nicht. Was würde ich heute für schöne Erinnerungsfotos bezahlen... Mein Sohn kam zum Beispiel mit der sogenannten Glückshaube zur Welt. Das heisst, er wurde mit der Fruchtblase über dem Kopf beziehungsweise Körper geboren. Die Hebamme musste unseren Sohn auspacken wie ein Geschenk (lächelt). Klar haben mein Mann und ich diesen unbezahlbaren Moment erlebt, trotzdem ist die Erinnerung daran verschwommen. Bei der Geburt ist man nämlich in einer Art Trancezustand, der einen vieles vergessen lässt. Mit der Geburtsfotografie wird dieses freudige Ereignis authentisch festgehalten. Die Frauen werden dank den Fotos an ihren kraftvollsten Moment erinnert und können zum Beispiel in schwierigeren Zeiten im Leben Kraft daraus schöpfen.
Deine Stillbilder sind zum Teil sehr freizügig. Frauen stillen ihre Kinder zum Beispiel nackt in einem See. Wie sind die Reaktionen darauf?
Einmal hat mich jemand gefragt, ob denn das wirklich sein muss... Das ist jetzt nicht unbedingt sehr negativ, aber definitiv auch nicht positiv (lacht). Ansonsten sind die Menschen vor allem fasziniert oder gerührt von meinen Stillbildern. Und ganz wichtig: Es ist nicht Ziel, mit der Nacktheit aufzuregen. Ich will mit meinen Fotos weder polarisieren noch provozieren, sondern einfach zeigen, dass Brüste nicht obszön sind. Stillen und Nacktheit ist das Natürlichste der Welt.
Welches ist dein Lieblingsbild von Dir beziehungsweise deiner Familie und wer hat es geschossen?
Mein Lieblingsbild von mir hat mein Mann gemacht. Es war an unserem letzten Jahrestag. Wir fuhren an den Walensee - nur er ich und meine Kamera (lacht). Die Fotos wurden sehr schön und erinnern mich an unsere kostbare Zeit zu zweit. Mein liebstes Familienfoto hat ein Fotograf in Thailand am Strand geschossen. Die Fotos entsprechen zwar nicht meinem Qualitätsanspruch (lacht), sind aber trotzdem sehr wertvoll für mich. Denn sie halten wunderschöne Momente von uns vieren fest. Und das ist, worauf es ankommt!
Mehr Informationen zu Nikolina Gansner und ihren Fotos findet ihr hier.