Bild/Illu/Video: Julia Kulewatz

Eine Meisterin des Komisch-Absurden

Tiere und die Möglichkeiten von Meiers Protagonisten, sich mit diesen zu arrangieren oder eben nicht, eröffnen neue Ebenen des Erfahrbaren, und des Möglichen überhaupt. «Mit einem Fuß draußen» (erschienen bei Voland & Quist, Berlin und Dresden 2021) beginnt mit der richtigen Atmung, einer Atmung in den Schilfbast hinein, von einem bereits entdeckten Versteck aus. Die Suche nach dem Fuß im Parksee in einer mittelgroßen Schweizer Stadt beschert dem selbsternannten Kommissar Gerhard einen waschechten Kriminalfall, den der Leser genauso mitfühlt wie die Ente, die den Kommissar bei seinem Tun beobachtet und manchmal sogar zu verfolgen scheint. «Die Ente immer, mit ihrem Etepetete-Gehabe, die denkt wohl, sie sei etwas Besseres.»

Jeden Morgen und Abend vollführt der Gerhard den «Flamingo», um Kontakt zum Universum aufzunehmen. Dann ist der Fuß zu sehen und er kann seine Übungen nicht mehr machen. Der Frieden im Park ist unter allen Umständen wiederherzustellen. Dafür gibt der Kommissar, der selbst am Rande der Gesellschaft lebt, alles.


Um ihre Romanhauptfigur Gerhard gruppiert Anaïs Meier neben Schilfbast und der Ente allerhand absurd komische Begegnungen und Begebenheiten, wie sie einfach nur ein Kommissar Gerhard erfahren kann. Er trifft auf biertrinkende Angelfischer, dauerbekiffte Jugendliche, schmierige Lokalreporter, nächtliche Hundehalterinnen, den Anglervereinspräsidenten Krückenpatrick und eine Nachtwächterin der anderen Art. Dabei wird der Park zu einer Welt des Andersartigen auserkoren, in welchem man schnell erkennt, dass Enten selbstbestimmte, innerlich und äußerlich überragende Wesen sein müssen.


In der Ich-Perspektive erzählt, ist die Leserschaft von Anfang an dabei und wird ungefragt mitgenommen in einen komisch-poetischen Raum, in dem das Absurde völliger Normalzustand ist. So richtig Draußen aber (im See) ist nur der Fuß mit Verweis auf die Wahrscheinlichkeit einer Leiche, die die Ente zu bezweifeln scheint.


Anaïs Meier studierte Literarisches Schreiben am Schweizer Literaturinstitut in Biel und wurde mit dem Förderpreis Komische Literatur (2022) ausgezeichnet.

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