3…2…1… Veganuary! Aber wie?
Tipp 1: Finde deine Motivation
Der meiner Meinung nach wichtigste Punkt überhaupt. Finde dein «Warum» dann findest du dein «Wie»! Das gilt natürlich für vieles im Leben. Besonders aber für Ernährungsumstellungen. Denn Veganuary ist zwar ein wahnsinnig cooles Experiment, wenn es jedoch nur eine Verzichts-Challenge für dich ist, wirst du nach kurzer Zeit schon wenig Freude daran haben.
Hab den Mut, dich mit den ethischen, ökologischen und gesundheitlichen Beweggründen für einen veganen Lebensstil auseinanderzusetzen. Hab den Mut hin zu sehen, hin zu hören und hin zu fühlen. Es gibt so viele Dokus, die einem diese Themen näher bringen, ohne dass man dafür lesen muss (The Gamechangers, Earthlings, Cowspiracy, Seaspiracy, What the Health, Dominion, H.O.P.E und viele andere) Aber auch gute Bücher und Blogartikel gibt es. Ein paar von meinen findest du auch hier auf Qultur. Ich weiss es kostet Mut, sich mit diesen Themen auseinander zu setzen. Aber ich verspreche dir: Wenn du einmal wirklich hingesehen und hingefühlt hast, dann fällt dir alles andere leicht. Denn zwischen etwas nicht essen DÜRFEN und nicht essen WOLLEN liegen Welten. Wer gute Gründe hat, sich vegan zu ernähren, verzichtet nicht. Man sieht ganz einfach Schweinefleisch, Kuhmilch und Hühnereier genauso wenig als Nahrungsmittel, wie Welpenfleisch, Rattenmilch und Katzenmenstruation. Klingt sonderbar? Na dann, ist es höchste Zeit, sich tiefergehend zu informieren. Gerade die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr bietet oft Kapazität für gemütliche Filmabende. Vielleicht findest du dieses Jahr ja etwas Sinnvolleres, als das jährliche «Dinner for One»?
Tipp 2: Verbünde dich!
Es ist nicht immer
einfach, aber vielleicht findest du in deinem Umfeld Menschen, die ähnliche
Ziele verfolgen. Tut euch zusammen, tauscht euch aus, unterstützt euch
gegenseitig und geht das Projekt gemeinsam an. Together is always better! Aber
auch allein kriegt man das hin. Und online gibt es diverse Gruppen, die sich
unterstützen. Bei Veganuary.ch kannst du dich für tägliche Mails mit Tipps und
Informationen anmelden. Und wenn alle Stricke reissen, bin ich gerne für dich da.
Über meinen Instagram Account kannst du mir gerne jederzeit Fragen stellen.
Tipp 2: Bereite dich vor
Achtung, der 1. Januar ist ein
Feiertag, der 2. ein Sonntag. Wenn du dich erst am Samstag erstmals mit veganer
Ernährung auseinandersetzt, könnte das erste Wochenende ziemlich frustrierend
werden. Sorge dafür, dass alle tierischen Produkte in deinem Kühlschrank bis
dahin aufgebraucht oder verschenkt sind (oder bis Februar halten) und geh
Einkaufen. Was du brauchst, hängt etwas davon ab, was du gerne isst und ob du
gerne kochst. Natürlich gibt es mittlerweile sehr viele vegane Ersatzprodukte
und Fertigprodukte. Die können praktisch sein, sind jedoch überhaupt nicht
nötig. Was du meiner Meinung nach für den Start brauchst: Frisches Gemüse und
Früchte, Reis, Pasta ohne Ei (zum Beispiel alle Barilla in blauer Packung),
Hülsenfrüchte, Tofu, pflanzliche Milch, Nüsse/Samen. Nice to have: Pflanzliche Sahne / Butter / Joghurt, Nussmus, Hefeflocken, Kala Namak, Ersatzprodukte.
Zudem empfehle ich dir, Snacks im Haus zu haben und wenn du gerne nascht auch
da Alternativen zu besorgen. Du sollst ja nicht hungern.
Such dir gerne auch ein paar Rezepte
heraus. Es gibt unvorstellbar viel Inspiration online. Dir wird das Wasser im
Mund zusammenlaufen! Es macht Sinn, sich anfangs an Rezepten zu orientieren und
später immer mehr zu improvisieren. So gewinnt man Sicherheit. Denn eigentlich
ist veganes Kochen nicht kompliziert, es ist bloss eine kleine Umstellung. Leg
dir am besten ein Paar Rezepte für die ersten Tage zurecht und besorge die
benötigten Zutaten im Voraus. Achtung: Wenn du zum Frühstück immer Brot mit
Wurst oder Käse gegessen hast, könnte das Frühstück am Anfang eine
Herausforderung werden. Wenn du das Brotfrühstück beibehalten möchtest, lohnen
sich gute Aufstriche und eventuell Ersatzprodukte. Aber es gibt auch zahlreiche
andere Frühstücks-Variationen.
Tipp 4: Lass dich auf Neues ein
Gerade am Anfang einer Umstellung ist man sehr versucht, für alles einen Ersatz zu suchen. Empfehlen kann ich das nicht. Wer für alles, was er früher gegessen und getrunken hat einen 1:1 Ersatz sucht, wird in den meisten Fällen enttäuscht sein. Vor allem wenn man frisch umstellt und den Vergleich zum Original noch sehr präsent hat.
Ich empfehle dir deshalb, deinen Horizont zu erweitern! Was für mich anfangs wie eine Einschränkung wirkte, ist zu einem unfassbar grossen Abenteuerspielplatz voll pflanzlicher Möglichkeiten geworden. Auch wenn es für dich aktuell vielleicht schwer nachvollziehbar klingt: ich denke mir oft, wie schade es doch ist, dass ich es in meinem Leben wohl nicht mehr schaffen werde, all die veganen Köstlichkeiten dieser Welt auszuprobieren.
Es gibt so viele Gerichte, die quasi zufällig vegan sind. Gerade die traditionellen Küchen aus anderen Ländern haben da viel zu bieten. Zudem gibt es so viele Menschen, die bereits mit unzähligen veganen Kreationen experimentiert haben, von denen man sich inspirieren lassen kann. Selbst die beste und erfahrenste Köchin aus meinem Freundeskreis hat nach ihrer Ernährungsumstellung nochmals komplett neue Welten entdeckt und ist kulinarisch nochmals aufgeblüht.
Das heisst übrigens nicht, dass
Ersatzprodukte nie gut sind. Es ist toll, dass das Angebot heute stetig wächst.
Und gerade für diese Momente, in denen Essen einfach auch Kindheitserinnerungen
widerspiegeln, sind sie toll! Ausserdem lohnt es sich, sie mehrfach zu
probieren – auch mit etwas Abstand zur Allesesser-Zeit. Aber versteife dich
nicht darauf.
Tipp 5: Iss nicht nur Beilagen!
Vor allem, wenn du dich zuvor mit vielen tierischen Produkten ernährt hast, kann das reine weglassen all dieser für deine Ernährung fatal sein. Denn wie viele Produkte tierische Bestandteile enthalten, wird uns oft erst bewusst, wenn wir sie konsequent alle weg lassen. Und von Beilagensalätchen wird niemand satt. Veganismus ist keine Diät! Und Veganismus ist auch nicht per se gesund! (Yes, I said it) Aber eine ausgewogene, vollwertige vegane Ernährung ist so ziemlich jeder anderen Ernährungsform überlegen.
Dazu reicht es
jedoch nicht aus, nur noch Gemüse und Salat zu essen. Du musst deinen
Kalorienbedarf unbedingt decken. Und da viele vegane Lebensmittel weniger Kalorien
haben als tierische, heisst das: du darfst und sollst viel essen (yay, win!).
Vergiss nicht, genügend Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Samen, Nüsse, etc. in
deine Ernährung einzubauen. Auch hier gibt es unzählige Möglichkeiten. Wenn du
dich detailliert mit gesunder Ernährung auseinandersetzen möchtest, kann ich
die die Bücher von Niko Rittenau
empfehlen. In den beiden Kochbüchern mit Sebastian
Copien ist ebenfalls jeweils eine Zusammenfassung der wichtigsten Themen rund
um ausgewogene Ernährung enthalten. Die finde ich besonders eingängig. Zudem
hat er auf seiner Page auch ein gratis PDF mit dem 1×1 der
veganen Ernährung zum Download. Wer nicht gerne liest, ist auf Niko’s Youtube Kanal bestens bedient.
Über Nahrungsergänzungsmittel brauchst du dir im Januar jedoch keine Gedanken
zu machen. Supplementieren musst du bei einer ausgewogenen, veganen Ernährung
nur Vitamin B12 und dessen Speicher halten einige Monate. Du kannst dich mit
diesem Thema also in Ruhe nach dem Veganuary auseinandersetzen, wenn du dir
überlegst, den Ernährungsstil beizubehalten.
Tipp 6: Nutze Apps
Einkaufen kann anfangs super viel
Zeit beanspruchen. Leider sind bei weitem nicht alle veganen Produkte als
solche gelabelt. Und gerade in der Schweiz sind die veganen und vegetarischen Labels
oft sehr ähnlich und die Verwechslungsgefahr gross. Oft hilft es, die
Zutatenlisten nach den fettgedruckten Worten zu scannen. Denn Milchprodukte und
Eier sind Allergene und müssen deshalb fett markiert sein. Krebstiere, Fisch
und Weichtiere ebenfalls. Leider fallen aber Fleischbestandteile, Gelatine, und
tierische Zusatzstoffe oft durch diesen Schnelltest. Wenn wirklich jede Zutat
genau geprüft werden will, kann das ganz schön komplex werden. Wer es sich
einfach machen möchte, kann heute tolle Apps nutzen, mit denen die Barcodes der
Lebensmitttel gescannt werden können. Man kann sich einen Alarm für
nicht-vegane Lebensmittel (oder auch andere Inhaltsstoffe) setzen und weiss so
immer gleich Bescheid. Codecheck oder Yuka sind Beispiele für solche Apps.
Zudem profitierst du im Veganuary von zahlreichen Angeboten diverser
Detailhändler, die klar als vegan gekennzeichnet sind.
Für Restaurants empfiehlt sich die App Happy Cow. Du kannst auch auf dem Desktop auf die Webpage zugreifen. Hier findest du fast an jedem Ort der Welt Restaurants, Cafés, Imbissbuden und Geschäfte mit veganen Angeboten und Bewertungen derselben. Und selbstverständlich kannst du auch selbst deine Geheimtipps eintragen.
Tipp 7: Sei nicht zu streng mit dir
Niemand ist perfekt und so eine
Umstellung kann ein unerwartet grosser Einschnitt sein. Fehler sind okay - aus
ihnen lernt man. Hauptsache du bleibst dran.
Es
klingt so verrückt. Immerhin geht es bloss um Essen. Aber ich persönlich hatte
super viel Angst vor dieser Umstellung. Ich musste mich mit so vielen Themen
auseinandersetzen, so vieles hinterfragen, was ich mein Leben lang getan und
geglaubt habe. So überspitzt es auch klingen mag: das kann ganz schön an den
Pfeilern einer Identität rütteln. Zumindest gefühlt. Und oft braucht ein
solcher Schritt Mut. Nicht zuletzt, weil unsere Gesellschaft teilweise sehr
sensibel auf dieses Thema reagiert.
Vielleicht macht es
dir Mut, wenn ich dir sage, dass die Ernährungsumstellung für mich wider
Erwarten kinderleicht war. Meine Ängste waren absolut unbegründet. Nur die
sozialen Aspekte der Umstellung und die Reaktionen meines Umfelds waren
schwierig. Aber: Auch hier tut sich gerade einiges! Und je mehr sich Gedanken
machen, desto mehr wird sich die Gesellschaft diesbezüglich öffnen. Also los!
Ausserdem ist der Veganuary eine mittlerweile sehr bekannte Challenge, die auch
auf Respekt und Anerkennung stösst und von vielen Tausend Menschen in der
Schweiz jährlich durchgeführt wird.
Du packst das! Schlussendlich soll dir diese Erfahrung Freude bereiten und neue
Einblicke schenken. Ich bin gespannt, wie du den Januar erleben wirst. Bist du
dabei?